Mit der SY Ultima von Thailand nach Brasilien
Vorspiel
„Hier, Manni, nimm mal, ein Günther von der Ultima ist am Telefon“. Ja, danke. „Hallo Günther, was verschafft mir die Ehre“? „Ja, Manfred, Du erinnerst Dich an unsere Zeit auf Fidji“? „Klar, ihr habt mir damals nach meinem Riffunfall sehr geholfen, was kann ich für Dich tun“? „Na ja, wir brauchen einen 3. Mann und ich wollte Dich einladen, wenn Du Lust und Zeit hast, mit uns, also Rolf und mir von Thailand nach Kapstadt zu segeln“. „Hm, vielen Dank für die Einladung, kommt sehr überraschend, muß mal überlegen und mit Marianne reden. Am besten, Du schickst mal einen Törnplan“. „Ja, ok, und dann kommst du mal zu mir an den Chiemsee, dort können wir alles weitere besprechen. Und bring deine Frau mit“.

So ging es los. Ich war gerade aus Australien zurückgekehrt, hatte dort meine White Witch abgeliefert. Sie ist bei Joe, dem neuen Eigner, in guten Händen. Er kann sich jetzt in Fremantle mehr um sie kümmern und darauf vorbereiten, mit ihr längere Törns zu segeln. Mir ging es gut, ich hatte mich wieder an die “Festlandverhältnisse” gewöhnt, viel Golf gespielt und mit meiner Marianne einige kleinere Reisen unternommen. Dennoch, die Sehnsucht nach den Weiten der Meere nimmt langsam wieder zu und wurde durch den überraschenden Anruf von Segelfreund Günther auch noch gefördert. Er schickte mir ein paar Tage später den Tönplan, der wie folgt aussah:

          -  Januar- März  08 von Phuket nach Sri Lanka (als Probetörn zum Kennenlernen)
          -  September – Dezember 08 von Madagaskar – Kapstadt (falls wir uns vertragen)

Thai-Bras_0014Günther, Anfang 70, erfolgreicher Unternehmer in der Druckfarbenindustrie, in Ruhestand, rüstig, ruhig, scharfsinnig, seit 30 Jahren segelnd, hatte 2000 eine neue Segelyacht Oyster 56, die „Ultima“, bekommen und ist mit ihr auf Weltumseglung gestartet.
Die Oyster ist eine 18m große Sloop (1 Mast Yacht). Bestes Material, extrem hochseetüchtig, schnell segelnd mit viel Lebensraum in allerbester Ausstattung , 5 Kojen, einem durch die großen Fenster wunderbar hellen Salon, alles in heller Eiche und lindgrünen Polstern, einer geräumigen Küche, Waschmaschine, Watermaker und allem erdenkbaren Komfort.

Rolf, Mitte 70, drahtig, klein aber oho, ehemals Konstrukteur bei BMW, extrem erfahrener Segler und Praktiker, ruhig, humorvoll, segelt seit vielen Jahren mit Günther. 
Ich konnte mich erinnern, dass die beiden nicht gerade vor Emotionen sprühen, so nach dem Motto „keine Antwort gilt als Zustimmung“, aber damit würde ich schon klarkommen. 

Wir trafen uns bei Günther und seiner MS-kranken Frau Ingeborg, zu der Marianne gleich netten Kontakt bekam. „Wir wollen Dich, Du bist ein erfahrener Weltumsegler und in Ordnung“. „Ich bin aber Einhandsegler“. „Passt scho..“ meinte Günther. Darf ich tatsächlich mit einer der schönsten Yachten in paradiesischen Revieren segeln ?, dachte ich bei mir. Bei Marianne fand ich spontan Zustimmung. „Du, die Gelegenheit solltest Du unbedingt wahrnehmen, ich komme Dich dann in Sri Lanka und Kapstadt besuchen und wir machen uns dort ein paar schöne Tage“. Genauso, wie ich meine liebe Marianne kenne, immer positiv, begeistert und unternehmungslustig. Kann man es schöner haben? Ich sagte zu.

Thailand, 6 Monate später, Januar 2007
Am 7. Januar, der Sylvesterkater war gerade verflogen, machte ich auf dem Weg nach Phuket für 10 Tage in Bangkok Station, um ein paar Golfrunden zu spielen. Dort zog ich in ein kleines Hotel und ging alle 2 Tage auf einem der zwei Plätze des Royal Army Golfclub golfen. Ich hatte Glück und spielte als einziger Tourist immer mit Thailändern, meist pensionierten Armeeoffizieren, erfuhr einiges über Land und Leute und wurde überaus freundlich behandelt. Am 2. Tag spielte ich einen Eagle (2 Schläge unter paar) an einem Par 4 Loch, und das hatte sich schnell herumgesprochen , denn danach hieß es immer " Oh, the German, playing like "Made in Germany"". Man kommt nicht umhin, den gigantischen Verkehr der 10 Millionen Stadt, der rund um die Uhr läuft zu bestaunen und freut sich über die günstigen Taxipreise (zum 20 Km entfernten Golfclub mal gerade 2,5 €).
Am 20. Januar flog ich nach Phuket, nahm ein Taxi, gleich doppelt so teuer wie in Bangkok, und ließ mich in die Boat Lagoon Marina fahren, wurde von Günther und Rolf sofort gut aufgenommen, konnte beim Vorbereiten der Törns helfen und das Superschiff näher kennenlernen. Es glich noch einer riesigen Baustelle, neue Davits (Halterung für das Dhingi am Heck des Schiffes), neues Biminitop, Sprayhood, wurden installiert, meine Koje von 60 cm auf 75 cm Breite erweitert, so dass ich nicht immer nur hochkant liegen muss, neue Instrumente und v.a.m.

Am 22. Januar holten wir Traudi, die Freundin von Rolf,  am Flughafen ab, die Mannschaft war komplett und  wir konnten losziehen. Zunächst segelten wir in die Nai Harn Bucht.
Von dort konnten wir gut einkaufen fahren und uns von Bin, der Freundin vom leider verstorbenen Segelfreund Wulf, ehem. SY Phini II , die in Ao Chalong einen Massage- und Friseursalon führt, massieren lassen. Sie lieh mir netterweise ihren neuen Toyota Corolla, wir bunkerten noch einmal ordentlich und wurden zum Glück von ihr  mit voll geladenem Auto bis zum Steg gefahren.

Die Andaman See
Weiter ging es direkt in die Andaman See zur Gruppe der Similan- und Surininseln. Sie liegen ca.  80 Meilen nordwestlich von Phuket. Es ist ein Naturschutzgebiet, bis auf ein paar Ranger unbewohnt. Es gibt ein paareinfache Zeltressorts für Rucksacktouristen, die mit Booten vom Festland herübergebracht werden. Zum Glück alles noch sehr einfach. Das Archipelago besteht aus 14 Inseln, neun gehören zu Similan, fünf zu Surin zugehörig. Zum Schutz der Korallen darf nicht geankert werden, dafür sind Mooringbojen ausgelegt. Hier findet der Taucher eine der schönsten Unterwasserlandschaften mit herrlich farbenfroher Flora und glasklarem Wasser vor. Dort trafen wir Heinz und Gertraud, SY Sabrina, machten einige Tauchgänge und schnorchelten. Heinz ist bekannt für seine wunderbaren Unterwasserfotos, von denen ich hier einige zeige. Er konnte auch
unsere Tauchflaschen auffüllen. Gemeinsam mit ihnen und Wolfram und Elke von der  SY Orion erzählten wir uns beim Sundowner  von unseren Plänen und genossen einfach die Zeit. Auf Suri n besu chte n wir die Sea Gypsies, die Moken-Zigeuner, einem kleinen nomadierenden Volk, welches auf den Inseln unter einfachsten Verhältnissen lebt und sich vorwiegend vom Fischfang ernährt. Sie wurden übrigens auch hart vom Tsunami getroffen, fast alle „Häuser“ zerstört und danach mit Hilfe der weltweiten Spendengelder wieder aufgebaut.. Unser kleiner Spendenbeitrag wurde dankbar entgegen genommen. Es fiel uns allen schwer, Abschied zu nehmen. Wir lieben Thailand mit seinen freundlichen Menschen und der einmaligen Seelandschaft. Doch nun wurde es Zeit. Wir starteten am nächsten Morgen (8. Feb) beim ersten Morgenlicht in Richtung Sri Lanka.

Sri Lanka

Trotz der dort zunehmenden Unruhen haben wir uns entschlossen, nach Galle zu gehen, ggfs. nur um zu bunkern und kurze Zeit später weiter zu den Malediven zu fahren. Schaun mer mal wie es weitergeht. Es sind ja "nur" 1000 Seemeilen (1852 KM).

 In Kürze erzähle ich die Geschichte weiter