Trinidad und Verkauf der White Witch
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Geschafft!!!
Ja, es ist geschafft. Am 13. April bin ich ja in Trinidad, von Kapstadt kommend, unversehrt und gesund, gelandet. Nach diesem 42-Tage-langen Törn über 5700 Meilen, der auch, wie sich jetzt bestätigt hat, der Abschlußtörn der Weltumsegelung sein sollte, fiel ich erst einmal in ein tiefes emotionales Loch. Ihr kennt das bestimmt auch: Hat man ein Vorhaben, teilweise unter erheblichen Anstrengungen, geschafft und ist erst einmal Pause, dann ist man alle, müde, hungrig und durstig, hat zu nichts mehr Lust. So ging es auch mir. Ich “fraß” und “soff” erst einmal - ohne Appetit und Hunger - alles in mich hinein (leider macht einen das Fastfood der Karibik nicht gerade an), schlief viel und wusste nicht so genau, wie es weitergehen sollte. Lasse ich das Schiff in der Karibik oder fahre ich weiter ins Mittelmeer? Wie lange wird der Verkauf dauern? Alles Fragen, die ich schon lange vor mir herschob. Jetzt galt es die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Schneller Verkauf der White Witch
Doch dann, der Mensch ist ja so wundervoll motivierbar geschaffen, straffte mich das Email eines Kaufinteressenten von einer Sekunde zur anderen. Er hatte meine englische Anzeige im Internet gesehen und mich auf dem Weg von Kapstadt nach Trinidad verfolgt. Wir machten einen Termin aus und ich wühlte 3 Tage bei 35°, um White Witch "schön" zu machen.
Joe, der Interessent, ist Australier und arbeitet hier in Trinidad für einige Monate als Konstrukteur von Öl-/Gasplattformen. Er kam an Bord, sah die brave, hübsche White Witch und war auf seine nüchterne, sachliche Weise begeistert. Wir segelten ein paar Mal, spielten Golf und bereiteten den Vertrag vor. Die Wellenlänge stimmte und nach einigen Verhandlungen und Sundownern konnte ich White Witch gut an ihn verkaufen. Für uns beide ist es wie ein Wunder, nach dem oft zitierten Motto

       -----------------  Unglaublich, aber wahr ---------------------,

denn es war das erste Schiff, welches Joe sich angesehen hatte, und er war mein erster ernsthafter Interessent!! Joe gefiel White Witch auf Anhieb, insbesondere, weil sie ja voll ausgestattet ist. Um loszufahren, genügen ihm Zahnbürste und Badehose. Ich versprach, WW alleine oder zusammen mit ihm im Herbst 2006 bzw. dann 2007 in mehreren Stepps nach Perth /Australien zu segeln. Er kann leider nur 2 Wochen mitsegeln, so haben wir uns folgenden Plan ausgedacht:
1. Anfang Oktober 2006 segeln wir gemeinsam von Trinidad nach Brasilien. Ich setze Joe vorr. in
   Fortalezza ab, er fliegt zurück nach Trinidad.
2. Ich segle alleine weiter nach Kapstadt und fliege über Weihnachten zurück nach Deutschland
   bzw. Marianne kommt nach Kapstadt.
3. Anfang Januar 2007 bereite ich dann White Witch auf den schwierigen Törn durch 
   die “Roaring Forties” (Starkwindgebiet im Südatlantik / Süd-Indischen Ozean) vor und starte 
   alleine nach Perth /Australien.
Für mich ist dieser Törn noch einmal eine ungeheuere Herausforderung und ein schöner Abschluß - 10.000 Meilen u.a. rund Cape Hope durch die Roaring Forties zu gehen - für Joe eine große Hilfe.

So findet die Weltumsegelung jetzt ihr Ende, White Witch geht in andere Hände über (ich hoffe, die Abwicklung klappt auch so gut), und ich darf noch ein paar Wochen mit ihr segeln.

Ich verlasse Trinidad und meine treue, brave, geliebte White Witch mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

Heimflug über Kuba
Am 12. Mai flog ich von Trinidad über Kuba nach München zurück. Joe und ich hatten vorher noch White Witch an Land gebracht und gut verpackt, um sie gegen die pralle Sonne und in der Regensaison zu schützen.
In Santiago de Kuba besuchte ich unsere beiden befreundeten Familien Pedro, Rosa und ihre 3 Kinder Lazaro, Roxana und Clara sowie Milagros mit Sohn Franciscus. Ich wollte sehen, wie es ihnen ergangen ist und ob sie mit der finanziellen Unterstützung, die wir ihnen in den letzten Jahren- auch unter Mithilfe vieler unserer Freunde - gegeben hatten, etwas Sinnvolles anfangen konnten. Ich wurde mit großer Freude und Dankbarkeit empfangen, beschenkt, verköstigt - sie wollten mich gar nicht mehr loslassen.
Es ist für uns Außenstehende schwer vorstellbar, wie die Menschen unter den Lebensumständen in Kuba ihre Lebensfreude und Würde erhalten haben. Siehe auch Menüpunkt / Link zu Kuba Spende. Ich war tief erschüttert von Kuba.
Nichts, aber auch gar nichts, hatte sich zum Vorteil der Menschen verändert. Sie leben unter Umständen, die am besten mit denen der DDR in den letzten Jahren zu vergleichen sind. Die Regierung bleibt stur bei ihrer Linie und ist nach wie vor vom sozialistischen System überzeugt. Nur vorsichtig und zaghaft, aber bisher erfolglos, versucht man sich zu öffnen. Indes versuchen China und Venezuela zu helfen und Einfluß zu gewinnen, nur wird der auch nicht selbstlos sein. Warum muß Amerika seine Isolationspolitik gegen das kleine Land Kuba weiter fortsetzen? Kein westlicher Politiker scheint ein  Interesse zu haben, den Menschen hier zu helfen. Es ist traurig und schade.
So zwingt die Politik die Menschen, sich anderen Träumen hinzugeben. Unsere Freunde suchen verzweifelt nach Möglichkeiten, auszuwandern. Auch sie wollen die Segnungen des (fragwürdigen?) Kapitalismus genießen. Vielleicht  kann ihnen endlich mal in der Zukunft geholfen werden.
Na ja, wenigstens konnten sie mit unserer Hilfe ihre Behausung etwas verbessern, einen Fernseher und Kühlschrank anschaffen und sich ordentlich anziehen.Ich habe die Tage genossen und mir fest vorgenommen, zwei Projekte voranzutreiben:

1. Unseren Freunden in Kuba weiter zu helfen.
2. Die Initiativen zur Gründung von B&B (Bed & Breakfast)-Pensionen in den
   Townships von Südafrika zu unterstützen.

Mit diesen Aktivitäten, zu denen ich vielleicht den einen oder anderen Freund der White Witch- Homepage gewinnen kann, möchte ich meine Dankbarkeit für das Glück ausdrücken , welches mir mit meiner Yacht und lieben Frau in meinem Leben geschenkt wurde.

Ein paar Tage verbrachte ich noch in Baracoa, dem südlichsten Ort Kubas, weitab von allem Geschehen.

 

Es war ruhig dort, viele sagen, es ist das wahre Kuba. Die Menschen entfliehen der Hitze im nahe gelegenen Fluß - Kinder führen ihre gelernten Tänze vor klatschenden Müttern vor. Es geht entspannt und betulig zu.

Columbus landete hier vor vielen Jahren und hat als Zeichen der Entdeckung Kuba ein  Kreuz hinterlassen, welches heute, ziemlich unbeachtet, in einer katholischen Kirche aufgestellt ist.

Liebevoller Empfang in München
Als ich von Kuba kommend am 22. Mai in München landete, ahnte ich ja nicht, was mich dort für ein schöner Empfang erwartete. Natürlich sah ich Marianne schon vom Gepäckband aus, aber als ich aus der Tür kam, empfingen mich unsere Freunde Dörte und Jörg Baginski und Ursel und Rolf Riccius. Sie hatten einen Tisch vom kleinen Cafe ganz dicht an den Ausgang geschoben und auf ihm Blumen und einen bayerischen Strauß mit Rettich, Radieserl mit Grünzeug aufgebaut. Die Sektgläser waren schon gefüllt und mir wurde eine Kette aus knusprigen, lang vermissten Brez’n umgehängt - wem sollten da nicht die Tränen ins Auge steigen?? Zur Gaudi der anderen Wartenden fielen wir uns immer wieder in die Arme und leerten dann in aller Ruhe die Flasche Sekt - einige der Brez’n mußten dabei gleich daran glauben!!

Die nächste Überraschungs-Begrüßung, diesmal für unsere Freunde, war schon am nächsten Tag: Ursel Riccius feierte einen halbrunden Geburtstag mit einem kleinen Privatturnier in Eschenried nach und fast alle Golffreunde von uns waren dabei - aber außer dem oben schon genannten “Freundesflughafenbegrüßungskommiteè” wußte keiner, daß ich inzwischen eingetroffen war. Auf div. Fragen an Marianne hatte sie immer ausweichend geantwortet, denn Ursel Riccius und Marianne hatten diese Überraschung schon längere Zeit vorher geplant - entsprechend war dann das Hallo in dieser Runde!

Auch in unserem eigenen Golfclub in Odelzhausen - nur 3Tage später - und gleich darauf am nächsten Tag anlässlich eines Frühschoppens des Shantychors, mit dem wir über 4 Jahre gesungen hatten, war die Freude auf allen Seiten groß - trotz der fünf Jahre Abwesenheit war es für mich, als ob ich alle erst gestern gesehen hatte. Nie hätte ich ein solches liebevolles Interesse erwartet. Die Überraschung und die Freude darüber waren bei mir groß.


Kann ich mich wieder einleben?
Die Zeit wird zeigen, ob und wie ich mich wieder in Deutschland einleben kann. Die ersten Eindrücke waren überwältigend: Wie schön Deutschland ist, wie gut es doch den meisten geht, wie mies aber auch in den ersten Tagen das Wetter war. Ungewohnt drückten die Schuhe, bin ich doch in den letzten Jahren überwiegend barfuß gelaufen. Wird Marianne sich an mich, werden wir uns wieder aneinander gewöhnen? Viele Fragen, die auf Antwort warten - aber ich schaue optimistisch in die Zukunft.

Ich werde ab Mitte September weiter in der Homepage berichten.
Bei Euch allen möchte ich mich für Euer bisheriges Interesse an dem 6 Jahre dauernden Törn bedanken. Alleine damit wart ihr uns eine große Hilfe, habt den Kontakt zur Heimat nicht abreißen lassen und mir über so manche einsame Stunde geholfen.
Bleibt mir treu.
Liebe Grüße von Eurem Manfred

Von Trinidad nach Perth / Australien
5 Monate Zuhause
Fünf Monate war ich in Deutschland, habe jede Minute genossen, mein Golf wieder ein wenig gepflegt, viel Freunde getroffen und schöne Tage mit meiner Marianne verbracht. es fiel mir nicht schwer mich wieder einzuleben. Das Wetter war einmalig, der “Sommernachtstraum” der Fussballweltmeisterschaft  begeisterte auch mich, alles war rund. Nebenher kontrollierte ich die letzten Überweisungen meines Käufers, Joe zahlte pünktlich.

Vorbereitungen
Wir planten die notwendigen Maßnahmen, ich beschaffte einige Ersatzteile und machte mir Gedanken über den Verlauf des wohl schwierigsten Törns meiner Weltumsegelung und schaute dauernd nach dem Wetterbericht im Südatlantik. Nur, ich kann das Wetter ja nicht ändern. Der Wind wird in den ersten 2500 NM von Südost bis Nordost wehen und erst dann langsam auf West drehen. Das heißt min 2000 NM hartes Kreuzen. Ich veranschlage für die ca 5500 NM direkte Strecke 5- 6 Wochen Nonstop zu fahren. Ihr kennt ja die Kriterien des Kreuzens?!:
2 facher Weg, 3 fache Zeit und 4 facher Ärger. es wird auch mir nicht erspart bleiben. Aber ich leide gerne und werde mich zu motivieren wissen.

Anreise
Ich flog über Havanna, musste 4 Tage auf meinen Koffer warten, der beim Umstieg in Amsterdam nicht umgepackt werden konnte. Ärgerlich, denn ich musste den Flug über Caracas nach Port of Spain / Trinidad  mit Kosten umbuchen. Bekam aber etwas von der Martinair zurück. In Caracas verbrachte ich eine Nacht im Transferbereich, da die Maschine von Havanna mit 6 Stündiger Verspätung los flog. Tolle Logistik kann ich nur sagen. So hat mich Havanna auch wieder in sehr widersprüchliche Gedanken gestürzt. Entsetzt von den unglaublich “bankrotten” Zuständen ist es doch eine wunderbare Stadt. Schade, das sich keiner um die Zukunft der Kubanischen Gesellschaft kümmert.
Großartig überall die Plakativen Sprüche , wie “ Libertad o Muerte”
( Freiheit oder Tod). Nur verwechselt Fidel Castro wohl Freiheit mit Gefängnis. Die Würde der Kubaner wird jedenfalls gründlich mit Füssen getreten. Wann endlich wehren sie sich?!

White Witch hat mich wieder
Joe hatte schon einiges vorbereitet und wir konnten White Witch am 2. Oktober ins Wasser bringen.
Am Abend vorher bekamen wir noch “Sundowner” Besuch von den Amerikanern John und Ricarda. Sie waren meine ersten Kontaktpersonen in St. Maarten, als ich 2000 das Schiff kaufte: welch ein Zufall sich wieder zu treffen. wie sich der Kreis schliesst. John ist der wohl beste Mechaniker in der Karibik und Joe hörte gebannt seinen Erzählungen.
Leider musste ich noch schmerzhaft den Diebstahl von einigen Euros und meinem Mobilphone in Kauf nehmen. Ich war ein paar Minuten nicht an Bord und schon hatte das wohl jemand beobachtet und sich bedient. Den Dieb hielt auch das schwerste Erdbeben nicht ab, welches Trinidad je erlebt hat. Das Schiff schwankte an Land bedrohlich hin und her. Zum Glück ist nicht passiert.

Ich hatte dann noch einige Reparaturen zu erledigen. U. a. musste der Auspuffwassersammler


geschweisst werden und der Watermaker neue Dichtungen bekommen. Joe musste neue Batterien spendieren.
Ansonsten war White Whitch in gutem Zustand und so brauchte ich nur noch Vorräte für die nächsten 3 Monate zu bunkern, die Segel anschlagen und auf das richtige Wetter warten.

Bei Vollmond geht es los

Ich werde wohl Freitag, dem 6. Oktober 2006 los segeln. Wie schon oft wird es dann Vollmond haben. Ich liebe das, denn es gibt mir ein wenig mehr Licht und mildert die Nervosität der ersten Nächte.
Auf dem Bild könnt Ihr sehen, welchen Kurs ich gehen will. Mal sehen, ob ich gut geplant habe.

Ihr könnt über den Link zum “Position Report” den Törn verfolgen. Ich freue mich über jedes Lebenszeichen von Euch.


Segeln in Grenzbereichen

Trinidad – Perth /Australien
1.Teil  Trinidad - Kapstadt Ein schwieriger Törn


Ich flog über Cuba zurück in die Karibik. 5 Monate war ich nach Abschluß der Weltumsegelung zuhause in Deutschland. Habe staunend, nach 5 jähriger Abwesenheit,  den Reichtum und Überfluss genossen, war viel mit Freunden zusammen, wurde gefeiert und bestaunt.
In Havanna, wo ich noch einen Stopover machte, wurden mir die Gegensätze bewusst. Hier Freiheit, Wohlstand und Prosperität. Dagegen in Cuba Zustände schlimmer als in der ehemaligen DDR. Was wird diesem leidgeprüften Volk angetan. Jahrzehntelanges warten, leben in totaler Mangellage. Der vielgepriesene Leitsatz „Libertad o Muerte—Freiheit oder Tod“ wird zum Leidsatz.  Freiheit nein- sterben auch nicht. Keiner, weder Fidel Castro, noch der Papst, geschweige denn der Präsident von Amerika, auch nicht unser Präsident Köhler tut etwas gegen die Entwürdigung der Menschen.
Mir wurde deutlich, welche Freiheit ich dagegen genieße. Kann tun und reisen wohin ich will.
Mit dem Törn von Trinidad über Kapstadt nach Perth /Australien kann ich mir noch einmal ein Stück Freiheit herausnehmen, wie es nur wenigen Menschen vorbehalten ist. Vor dem erlebten Hintergrund wollte ich die Reise besonders genießen.

Vorbereitungen
White Witch hatte ich zusammen mit Joe, dem neuen Besitzer in Chaguaramas /Trinidad in der IMS Marina auf das Land gestellt und vor Regen, Sturm und der zerstörenden Sonne geschützt. Joe hatte vorbereitend neues Antifouling aufgebracht, so das vor dem Start, der Anfang Oktober geplant war, keine Megaarbeiten mehr erforderlich waren. Dennoch gab es in den 10 Tagen noch genügend zu tun.
- Boot ins Wasser bringen
- Totalen Check des Bootes, des Riggs und aller aktiven technischen Geräte
- Watermaker reparieren
- Wasser und Diesel tanken
- Ölwechsel
- Ruderkoker neu abdichten und fetten
- Törnplanung
- Proviant für 3 Monate bunkern
- Ausklarieren
usw.
Unter anderem stellten wir im Masttop fest, dass der Fallführungsbügel, der das Fockfall von der Furlex 200S Rollreffeinrichtung abhält, gebrochen war. Dadurch kann das Fockfall sich im Zweifelsfall um die Reffeinrichtung vertörnen und die Fock nicht mehr eingerollt werden. Dramatisches Auswehen der Fock mit schnellem Zerfetzen ist dann meist die Folge, natürlich im geeigneten Moment. Zum Glück konnte ich das Teil vor Ort besorgen und montieren.

Törnplanung
Wie solle ich fahren und wann?
Beim “Wie?“standen die Alternativen
- durch den Panama Kanal, Pazifik, Torres Streat, Darwin nach Perth, ca 10.000 NM oder
- Über den Atlantik nach Kapstadt, Rund Kapder Guten Hoffnung (auch Kap der Stürme) und
  indischen Ozean direkt nach Perth / Australien, ca. 11.000 NM
zur Diskussion.
Das “Wann?” ergab sich automatisch:
- Die Pacifikroute hätte ich im Frühjahr 2007 beginnen können und wäre mit einigen Stops an
  den schönsten Orten im Oktober 2007 (vor der Zyklon Saison) in Perth. Ein schöner Törn
  meistens von Passatwinden begleitet.
- Die Atlantik- Indic Route müsste spätestens im Oktober  2006 gestartet werden, um im
  südlichen Sommer, Nov-März, rund Kap Horn und durch die “Roaring Forties “ lebendig
  durchzukommen. Ich wäre dann ca. im März 2007 in Perth. Ein schwieriger, anstrengender
  Törn, der durch die gefährlichen Gebiete südlich Kap der guten Hoffnung führt.
Joe ließ mir freie Hand und erklärte sich sogar zur Übernahme einiger Kosten bereit. Ich entschied mich, hoffentlich richtig, für den Atlantik-Indic Törn. Wollte noch einmal das Abenteuer und meine Grenzen spüren, in Grenzbereichen segeln. War auch sicher, daß White Witch bei guter Vorbereitung alle Vorausetzungen für diesen Weg mitbringt.


Es zeigten sich beim Studium der “Pilot Charts für den Atlantik”, schnell die Schwierigkeiten, die auf White Witch zukommen werden. Sie zeigen die statistischen Werte für Windrichtung, -stärke. Strömungen, Eisgrenzen etc. für die einzelnen Monate und Gebiete an    Zunächst müssen die ersten 2000 der 5500 Meilen entlang der NE Küste von Südamerika überwunden werden. Ständiger Gegenwind und laut der Pilotcharts  zeitweise starke Gegenströmung bis zu 3KN erwarten uns. Außerdem müssen wir die Kalmen nördlich des Äquators, in denen schwache, wechselnde Winde (oder Flauten) vorherrschen, überstehen.
Alle Nachforschungen von Erfahrungsträgern zu diesem Abschnitt waren erfolglos. Freunde rieten auch ab. Ich bin doch aber sicher nicht der Erste, der diesen Törn wagt?! (Um wie viel schwieriger es sein sollte, würde ich schon noch erfahren)

Anker auf zur letzten Fahrt mit der lieben White Witch
Am 6. Oktober ging der Anker auf und los ging es. Ich will jetzt nicht alle Logbucheinträge langweilig wiedergeben und beschränke mich auf die Highlights.
 
6.-13.10.2006  Tage1-7
Ständig wechselnde Winde meist aus der falschen Richtung. Mehrere Tiefs zogen durch, wobei jede Wolke andere Winde bringt. Das heißt sich ständig, Tag und Nacht mit dem Trimm des Schiffes zu beschäftigen. Freund Hilmar, ehemals SY Vagabund,  wurde mit seinen Kommentaren zum aktuellen Wetter zu meinem Törnberater erklärt. Nur konnte er das Wetter leider auch nicht gesund beten. Trotzdem danke, lieber Hilmar.  Mehrfach lag ich bekalmt mit heruntergelassenen Segeln und konnte/musste relaxen.
Ameisen wollten unbedingt mitfahren. Einige hatten sich während der Hardstandzeit im Ankerkasten eingenistet. Wenige entdeckte ich im Schiff. Eines Nachts trank ich meinen Tee und wunderte mich ob der kribbeligen Beikost. Ich machte das Licht an und sehe mindestens 10 Ameisen im Tee. Schnell spukte ich meinen Trank aus, nicht ohne von einer in die Zunge gebissen zu werden. Uhhh.
Am nächsten abend gönnte ich mir mal wieder eine Büchse Pfirsiche und stellte ihnen die nicht ausgeleckte Schale ins Cockpit. Nach 3 Stunden leuchtete ich mal mit der Taschenlampe und siehe da. Eine ganze Schar genossen in wilder Extase den restlichen Pfirsichsaft. Ihr Tod kam schnell. Der Rest ist verhungert oder wegen Seekrankheit gestorben. Hab lange keine mehr gesehen.
 
Am 13.10. konnte ich den nächsten Waypoint zum ersten Mal direkt ansteuern. Alle Versuche weiter nach Osten zu kommen, um den späteren Strömungen auszuweichen, misslangen

14.- 20,Oktober 2006 Tage 8-14
Immer mehr wird unsere Geduld auf höchste Proben gestellt. Es geht zeitweise rückwärts. Am meisten drückt mich der Termindruck, dem ich mit dem Flugtermin am 14.12. zurück nach Deutschland ausgesetzt bin. Glaube diesen Termin nicht halten zu können. Versuche jetzt mehr unter Land zu kommen, da ich dort im Bereich der 100 Meter Tiefenlinie weniger Strömung erhoffe. Habe derzeit 2-3 KN Gegenstrom. Das heißt, ich fahre mit 5 Kn Geschwindigkeit ( sieht schnell aus) durch das Wasser, mache aber nur 2 KN in Richtung Ziel. Daraus resultieren die geringen Etmale von 30-50 Meilen

21.-26.Okt 2006 Tage 15-20
Stelle alles auf äußerst Minimalen Verbrauch um. Essen. Trinken, Stromverbrauch, Dieselverbrauch, da ich nicht weiß, wie lange ich hier noch herumgammle. Habe noch für 40 Stunden Diesel. Die brauche ich alleine, um die Batterien zu laden.  Ich glaube, jetzt habe auch ich meine physischen und psychischen Grenzen erreicht.  Funke ein passierendes Cargoboot  an, ob mir Diesel verkauft werden kann. Nach langen hin und her bekam ich eine diplomatische Ablehnung  -- „Please call and  aske my Manager in Singapur”.
Zu meinem Geburtstag bekam ich Glückwünsche von allen Seiten, vielen Dank an Euch alle, und packte Mariannes Geschenke aus. Oh, wie treffend hatte sie mir das Buch  „ Der Schatten des Windes“ eingepackt. Als wenn sie es geahnt hatte. Ansonsten war Geduld, Geduld und noch mal Geduld angesagt.

27.- 31.Okt 2006  Tage 21-25  Noch 3900 Meilen bis Capetown
Die Wende. Habe entschieden, in Belem oder Fortaleza zwischenzulanden, um zu tanken.
Mit Marianne habe ich den Flug auf den 21. Dez verschoben. Jetzt bin ich von diesem für mich gewaltigen Termindruck befreit. Es lassen sich eben Termine nicht wie beim Autofahren einhalten. Deshalb sage ich immer, wenn ich nach einen Ankunftstermin gefragt werde – „ Ich kann sagen wann ich bin, aber nicht wo; Oder ich sage wo ich bin aber nicht wann“. Termindruck kann sich schnell in Fehlern und Nachlässigkeiten auswirken. Unnötige Risiken sind die Folge. Das Meer aber verzeiht nichts. Es kennt kein Lob oder Tadel, nur die Realität zählt.
Wohl im schlimmsten Moment kann ich einen Langustenfischer anhalten, der mir 100 Liter Diesel verkauft. Spannend der Ablauf. Er fährt parallel zu der unter Autopilot langsam segelnden White Witch im Abstand von ca. 8 Metern. Über eine Trosse gebe ich, Seefahrer kennen die Hosenboje, die Kanister herüber, die dann auf gleichem Weg gefüllt zurück kommen. Zum Schluss tauschen wir noch Geschenke aus. Ich bekomme 4 Langusten und gebe 1 Flasche Whisky herüber, die mit großem Hallo in Empfang genommen wird. Wunderbar, diese spontane Hilfe.
Die hübschen Langusten musten unter meiner Machete dran glauben. Ich hatte 3 Tage lang die schmackhaftesten Gerichte
Nur ist das nicht alles. Ich komme in Gewässer mit weniger Gegenstrom, es setzt mehr Wind
ein. Gleichzeitig erreichen wir  auch das flache Wasser Ich schwöre, einen Abstand von 10 Meilen zur Küste zu halten, da ich ja ständig in Legerwall liege.
Und dann überquere ich zum 9ten mal während der Weltumsegelung den Äquator. Große Feiern sind nicht angesagt, nur ein Dank an Rasmus, Poseidon und meine brave White Witch.
 
1.-5. Nov 2006 Tage 26-30  Noch ca. 200 Meilen bis Fortaleza
Stürmische Tage und Nächte. Es stürmt ständig mit 6-7 Windstärken und 3-4 Meter hohen Wellen. Obwohl ich das 2te Reff eingezogen habe, reißt das Großsegel. Bei Wechsel des Segels vertörnt sich das Großfall im Masttop. Soll ich bei dem Seegang in den Mast steigen? Ich versuche es, muss aber 2m vor Erreichen aufgeben. Ich werde derart umhergeschleudert, das ich um mein Leben bange. Kann mich auch nicht halten, da durch den Salzsprühnebel alles glitschig feucht ist. Bin kurz vorm Herzinfarkt. Puls bei 180 (160 ist mein alterbedingtes Maximum) . Mir geht dramatisches, makabres durch den Kopf  „Treibende Segelyacht gefunden. Toter Skipper hängt in den Lifelines im Mast“ .  Ich hangele mich vorsichtig nach unten und bin total fertig. Schließlich nehme ich die Dirk als Ersatzfall. Muss die letzten Tage halten. Unglaublich zu welcher Leistungsfähigkeit man besonders in Streßsituationen fähig ist.
White Witch kommt nur langsam voran, denn Wind und Wellen bringen eine Abdrift von 20-30°. Demnach ist nur ein Wendewinkel von 80-90° erreichbar, bis zum anderen Bug sind das 160-180°.  In schlimmsten Fall kreuzen wir  hin und her, ohne eine Meile gut zu machen. Ich muss jede kleine Winddrehung nutzen. Ob es Tag oder Nacht ist. Ich merke es nur an der Dunkelheit, den ständig halt mich die Arbeit auf Trab.  Ähnlich in Regatten versucht man immer noch höher am Wind zu segeln. Aber es bringt außer Speedverlusten nichts. Habe gelernt nicht gegen die Natur und die Gesetze der Physik anzukämpfen. 
Alles im Cockpit ist naß. Kaum hat die Sonne ein wenig abgetrocknet steigt  wieder eine Welle ins Cockpit und stellt den alten Zustand her. Versuche jede freie Minute zu schlafen, auch am Tage. Auch auf nassen Polstern.

Für die interessierten Segler ein paar Ausschnitte des Maxsea Logbuchs:



Stopover in Fortaleza / Brasilien 

Die letzten zwei Tage kann ich gut kreuzen, teilweise Fortaleza anliegen. Muss noch ein Ölplattformfeld (Sperrgebiet) umfahren und werde bei Vollmond nachts anlanden. Fortaleza hat eine kleine Marina im 5 Sterne Hotelkomplex Marinapark. Nachts auf eine Stadt mit ihren hunderttausend Lichtern zuzufahren ist eines. Eine Hafeneinfahrt zu finden ist eine ganz andere Sache. Ich habe zwar elektronische Detailkarten. Nur stimmen sie auf 100m genau??
Ich nähere mich im Schritt-Tempo an. Links vor der Hafeneinfahrt liegt ein Wrack, natürlich unbeleuchtet. Höre schon die Brandung am Ufer. Auch noch Ebbe. Nur 5m Tiefe . Scheiße, wo ist die Hafeneinfahrt, die ist doch groß genug? Oh, ein rotes Licht. Ist das die Positionslampe Stb der Hafeneinfahrt? Nach der Karte nicht. Dann sehe ich sie, direkt auf Kurs und fahre langsam herein. Keine Marina zu sehen. Durch die Ebbe nur noch 2 m Wassertiefe unterm Kiel. Kabel versperren mir den Weg. Ich ankere zur Nacht direkt in der Hafeneinfahrt. Die war natürlich nicht beleuchtet. Das rote Licht war vielleicht eine Bar??
Geschafft, ich war froh heil angekommen zu sein und konnte nach 1 Monat mal wieder ein paar Stunden durchschlafen.
Der Anblick von Fortaleza durch die salzverkrusteten Windshieldfenster ist “berauschend”. Die Marina lag direkt vor mir, so konnte ich am nächsten Morgen einlaufen und mich an den Steg legen mit Anker achtern aus. Nette Seglerinnen halfen mir beim anlegen und gaben mir gleich auch noch Brot und Butter herüber. Ist übrigens eine, wenn auch mehr und mehr in Vergessenheit geratene, nette erste Begrüßung eines Langfahrtseglers.

Mit Armando, dem sehr hilfsbereiten Hafenmeister, aussehend wie der wohlbeleibte Maradona, konnte ich gleich alles organisieren, sodass nach 3 Tagen alle Wunden geleckt waren. Segel repariert, Diesel getankt, Vorräte aufgefüllt, Wäsche gewaschen, Ein-/Ausklariert. Beim Klarieren des vertörnten Großfalls entdeckte ich, dass der Fockfallbeschlag, den ich in Trinidad ersetzt hatte schon wieder durchgescheuert war. Also tauschte ich das Drahtfall gegen ein Taufall aus und brachte eine provisorische Lösung als Rückhalt an. Hoffentlich hält sie bis Capetown.
Nebenher habe ich die Hotelküche am Pool genossen. Fortaleza ist eine 4 Millionen Stadt. Die musste ich nicht unbedingt besichtigen. Mir reichten die Taxifahrten zum einkaufen bzw. Klarieren.
Am 8. November machte ich mich wieder auf den Weg. Die nächsten 200 Meilen bis zum Rock Kap werden noch hart, dann hoffe ich mehr nach Süden drehen zu können und einen Schrick in die Segel geben zu können.
Erstaunlich, wie schnell der Mensch doch schlimme Dinge und Entbehrungen vergisst. Ich freue mich schon wieder weiterfahren zu dürfen. Schließlich habe ich noch 3750 Meilen bis Kapstadt.

Segeln in Grenzbereichen
Trinidad – Perth /Australien
1.Teil  Trinidad - Kapstadt  Fortsetzung
Weiter geht die Reise von Fortaleza nach Kapstadt
Am 8. November machte ich mich wieder auf den Weg. “Nur noch” 3750 NM.
Meine Strategie geht hoffentlich auf. Versuche die 200 NM zum Kap San Roque dicht an der Küste entlang zu kreuzen, um dann in offenes Wasser zu kommen, die Strömung und besseren Wind mit mir zu haben. Der Wind gibt sich brav und macht das Kreuzen nicht so schwer. Vielleicht habe ich indes auch genug Übung. Habe jetzt auch Zeit genug an Joe einen aktuellen Statusbericht zu geben. Schließlich hat er ein Recht auf Information. Dabei mache ich ihn auf das Alter der Segel und die strapaziösen nächsten 9000 NM aufmerksam und empfehle den Kauf eines neuen Satzes. Der könnte im Dezember nach Kapstadt geschickt werden. Immer wieder fällt mir das viele Wasser in der Bilge auf. Ich führe es auf den Ruderkoker zurück und versehe ihn mit einer neuen Dichtung und ordentlich Fett. Eine fürchterliche Arbeit bei der Lage, die WW schiebt. Und nutzlos, wie ich feststelle. Ich gehe alle Leckmöglichkeiten systematisch durch und tatsächlich entdecke ein in den 6 Jahren nicht festgestelltes Phänomen. Bei starker Krängung auf Stb saugt das System nach Abpumpen des angesammelten Bilgenwasser Seewasser von außen nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren an, die Bilge füllt sich bis der Seewasserspiegel erreicht ist. Immer, wenn die Pumpe abgepumpt und abgeschaltet hat, wiederholt sich der Vorgang. Ich baute einen Hahnepot ein, es wurde sofort besser.  Vor 3 Jahren hatte ich die Bilgenpumpe Incl. Switch ausgetauscht. Die neue Pumpe von Wabsco hat kein Rückschlagventil. In Kapstadt werde ich eines installieren.
Daher diese lebensgefährliche Situation
.

11. November 2006   Noch 3500 NM bis Kapstadt. Habe heute mittag das Kap San Roque, die östlichste Landmarke Südamerikas bei mäßigem Wind und guter Welle querab. Das langersehnte Ziel wollte ich zwar schon vor 14 Tagen erreicht haben, Das Kap stellt in mehrerer Hinsicht eine Wende dar.
Bisher kreuzend werde ich jetzt bei mehr südlichem Kurs anliegen können. Das Windsystem des Südatlantik wird ab dem Kap wirksam. Wind und Strömung drehen sich entgegen dem Uhrzeigersinn. Versuche deshalb White Witch nach Süden zu leiten um dann ab ca. 20° S sukzessive auf Westwind zu stoßen. Ich rechne mit einem Durchschnittsetmal von 100 NM. Demnach sollte WW Kapstadt um den 16. Dezember erreichen. Mache gerne diese Kalkulationsspiele. Sie motivieren mich immer wieder, wenn ein Ziel im Plan erreicht wurde. Gönne mir eine der letzten frischen Mangos.
14. November 2006 Ereignisreiche Momente. 
Joe hat der Anschaffung eines neuen Segelsatzes zugestimmt. Habe ihm versprochen, die Segel nur im Bedarfsfall, wenn die alten auseinanderfallen, zu nutzen. Ich hatte die Segel in Fortaleza vermessen und schon Angebote von LeeSails / Hongkong und Rolly Tesker(/ Thailand eingeholt. Das geht heute ja alles zügig per Email. Ich nenne die beiden Segelmacher bewußt, denn sie sind unter Langfahrtseglern gut bekannt, liefern sie doch hervorragende Qualität zu moderaten Preisen.
Fast wären die Segel gar nicht mehr nötig gewesen. Wir gondeln im letzten Büchsenlicht bei Sundowner und spärlichem Abendessen gemütlich daher, als ich in meinem Rücken plötzlich etwas spüre. Wie ein Geisterschiff kreuzt ein riesengroßes Containerboot in 200m Abstand gerade mein Kielwasser. Kann die Schweißnähte erkennen, so nah ist der Riese. Verdammt, ich habe ihn nicht kommen sehen. Shocking, unaufmerksam, unverzeihlich, mache mir große Vorwürfe !!! Hat es mich gesehen, hat es seinen Kurs meinetwegen geändert, die Fahrt vermindert? Hoffnungsvolle Gedanken.... Zum Glück hatte ich schon das Blitzlicht im Masttop eingeschaltet.
Heute im Morgengrauen sehe ich eine schwarze Wolkenwand vor mir. Abstand 1/2 Meile. Schnell ziehe ich das bereitliegende Ölzeug und Sicherungsleine an, springe an Deck und verkürze Groß- und Genuasegel auf 2 Reffs. Dauert 3 Minuten. Plötzlich setzt das Gewitter mit einem Riesenpeitschenschlag ein. Gewaltige Regenmassen stürzten bei 10 Windstärken auf White Witch ein. Brutal krängend stürmt sie voran. Es ist stockfinster, ein Riesenlärm und keine Sicht. Geisterbahn fahren ist lustiger. Bin ich froh, schnell reagiert zu haben. So schärfen Ereignisse die Sinne.
16. November 2006 Heute nacht, ich schlief im Cockpit, wurde es plötzlich sehr hell. Der Mond konnte es nicht sein. Also nur noch die Toplaterne. Tatsächlich war der Halter gebrochen, die Laterne hing am Masttop und ging 2 Stunden später Baden. Ich hatte bei der konfusen Welle keine Chance, und schon gar nicht bei Nacht, in den Mast zu steigen. Jetzt scheint sie in 5000 m Tiefe des Atlantiks. Von den Ereignissen der letzten Tage gewarnt packte ich zum ersten Mal überhaupt die Sturmsegel aus und bereitete sie zu schnellem Setzen vor. Seit 6 Jahren lagen sie noch originalverpackt im Schiff. In den “Roaring Forties”, oder vielleicht schon im Südatlantik werde ich sie brauchen. Sie sind von orange und schwerem Dacron, jeweils 8qm groß. Ich sollte sie beide in 1/2 Stunde setzen können.
Der starke Wind hält an, die 3-4 m hohen Wellen setzen White Witch ordentlich zu. Nach der schlechten Funkverbindung putze ich die Antenne. Eine schwindelerregende Arbeit, muß das Verbindungskabel doch vom Achterstag in 2m Höhe gelöst werden. Die Welle schleudern mich hin und her, ich muß mich anseilen. Schließlich habe ich es geschafft und tatsächlich wird die Funkqualität  spürbar besser. Gehe jetzt mit Sailmail über die Stationen in Chile oder Afrika / Maputo. Wer weiß, wie die Funkverbindung auf dem Weg nach Perth sein wird. Werde versuchen über die Trans Ozean Vereinigung ein Telefon (Iridium z.B.) zu leihen.
Halte jetzt Kurs auf die Insel Trinidade und bin damit auf gleichem Kurs wie Moutessier und Wilfried Erdmann. Ist aber auch der logische Weg.
18. November 2006 Die Funkverbindung ist sehr schlecht. Ich prüfe noch einmal alle Anschlußpunkte auf Korrosion und “poliere” die Endstellen des Antennenverbindungskabels, welches die Achterstagantenne mit dem Tuner verbindet. Das war wieder eine halsbrecherische Arbeit, denn das Kabel muß 2m über Deck abgeschraubt werden. Bei dem Seegang rollt White Witch beigedreht immer noch schlimm, ich werde hin- und hergeschleudert. Obwohl gesichert fürchte ich abgeworfen zu werden. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Verbindung ist wesentlich besser.
Hole mir ja jeden Tag die Grib- Files von NOA- Gov, dem Nordamerikanischen Marine Wetterdienst.
Kann das Gebiet kennzeichnen und bekomme über Sailmail die Datei geschickt. Windstärke und Richtung, sowie Luftdruck sind gut erkennbar, wenn sie auch nicht immer stimmen. Zeige mal drei Berichte, die deutlich macjen, wie sich das zentrale Südatlantische Hoch verlagert und damit auch die Windrichtungen und -Stärken.

Liege mit meiner Törnplanung richtig, der Wind kommt aus NE ich kann zum ersten Mal seit Trinidad mit geschnickten Schoten segeln. Leiste mir das letzte Yoghurt. Habe noch eine erstaunlich frische Mango, meine Lieblingsfrucht. Die werde essen, wenn ich die 350 NM liegende  Insel Trinidade querab habe.
19. November 2006  Noch 2750 NM bis Kapstadt
Ein netter Zeitvertreib an Bord ist die Kalkulation des Ankunftstermins am nächsten Wegpunkt und in Kapstadt. Das sind konkrete Ziele. Bei einem Durchschnittsetmal von 110 NM werde ich nach meiner Abschätzung am 16. Dezember ankommen. Darin sind ein paar Tage Sicherheit eingerechnet, denn bei schlechtem Wind muß White Witch tief bis 35-38° S fahren. Das sind zusätzliche Meilen. Den Kurs abzukürzen bringt aber auch nichts, möchte auch White Witch nicht zu sehr prügeln. Ich nehme es wie es kommt.
Nachts wird es zunehmend kühler und feuchter. Ziehe mich deshalb zum schlafen immer mehr in den Salon zurück. Den Wecker höre ich dort auch, muß zu meiner Rundumsicht nur aufstehen und raussteigen. Lange kein Schiff mehr gesehen. Es läuft gerade die Hugo Boss Einhandregatta von Spanien nach Fremantle (ist ja mein Ziel). Es müßten also irgendwann die “F1”- Boote vorbeikommen. Sie segeln wesentlich schneller, kosten allerdings auch viel, viel mehr.
21. November 2006 Seit 2 Tagen segeln vom Feinsten. White Witch rauscht mit halbem bei 2 Reffs in Groß und Fock Wind und wenig Welle dahin, gesteuert von der “Pazific Plus” Windfahnensteuerung, von Peter Förthmann. Mit ihr habe ich auf der Weltumsegelung sehr gute Erfahrung gemacht. Die Insel Trinidade querab passiert. Liegt aber zu weit SW entfernt, kann sie nicht sehen. Zur Belohnung gibt es die letzte Mango zum Dessert. Hat sich gut gehalten, wie auch die Eier, die ich vorsichtshalber mit Vaseline konserviert habe. 
23. November 2006 Das sind jetzt schöne Segeltage. Ruhige See. 10-15 KN Wind aus N gleitet White Witch mit halbem Wind dahin. Sie erreicht keine Superetmale, wie im Passat, aber mit 124,126,130 NM bin ich auch zufrieden. Juble, wenn ich sie mit den 50 NM auf der Kreuz vergleiche. Das Südatlantikhoch verlagert sein Zentrum gerade stark in Richtung SW und liegt nur ca. 500 NM von uns entfernt. Wir fahren den Kurs 130° in der Hoffnung auf Rückverlagerung nach Osten, weiter,
Habe jetzt auch meinen “Musikladen” wieder aufgemacht. 700 Songs, klassische Musik, Kabinettstücke und Sprechbücher, alle auf dem Notebook gespeichert, wollen mich (m)unterhalten.
Abends lege ich bei ruhiger See schon mal eines meiner 20 Movies auf. Kenne alle schon auswendig. Nur was soll man mit dem Abend anfangen. Es wird ab 1830 Dunkel. Da kann ich keine Wellen mehr zählen. Aber den Sonnenuntergang genieße ich immer weider staunend
Gerade bin ich auf  23° 27” Süd unter dem Wendekreis des Steinbocks durchgefahren, dem südlichsten Breitengrad, den die Sonne am 22. Dezember erreicht.
24. November 2006 Heute war der Skipper beim Friseur, und hatte großen Waschtag. Da nehme ich einen großen Spiegel und meine elektrische Haarschneidemaschine, setze mich an Deck und los geht es. Gerade so, das es in 4 Wochen gut aussieht, denn zu kurz mag es meine liebe Marianne nicht.
Ich mag mit so langen, schweiß- und salzverkrusteten Kopf- und Barthaaren nicht herumlaufen.
26. November 2006 Noch 2100 NM to go. Wenig bis 0 Wind. Bin ich schon in den Rossbreiten? Nutze den Motor, um Meilen zu machen. Ich habe den Verbrauch mit 2L /Stunde bei 1600 U/min recht gut im Griff. Die kalme See bietet wenig Widerstand und so pflügt White Witch bei 1200 U/min mit 6 Kn durch das immer kälter werdende Wasser.
Bei der ruhigen See läßt es sich gut am Computer arbeiten. Habe jetzt am Buch angefangen zu schreiben. Habe aber grause Hemmungen, bin ja schließlich kein Schriftsteller. Nur wäre es nicht
schade, all die Erlebnisse und Erfahrungen nur für uns zu behalten? Es würde mich sehr freuen, wenn wir damit einigen “Träumern”, der ich ja auch einmal war, zum “Machen” verhelfen würden.
27. November 2006 Heute morgen, 0400, setzte der Westwind ein. Ich baume die Fock aus, und fahre gleich mit 5-6 KN dahin, wunderbar. Das Barometer fällt sofort stark, es wird kälter. Nach dem Wetterbericht müßten hier 20-25 KN Wind sein. Kommen die noch? Gehe jetzt mit 130° direkter auf Kapstadt zu. Bringe nebenbei die Homepage auf den neuesten Stand, sichere sie doppelt, damit die Dateien ja nicht in den letzten Wochen verloren gehen. Macht viel Arbeit aber auch Spaß, wenn dann ein Ergebnis sichtbar ist.
29. November 2006 Die Vorräte neigen sich gähnender Leere zu. Kann den Kühlschrank ausschalten, denn bis auf wenige Reste, ein paar Eier, ein Stück Käse und Schinken, ist nichts mehr drin. Kann aber noch gut von meinen Büchsen und Fertigsuppen leben, die heute auch recht nahrhaft sind. Habe mir die Heizungsanlage (Ebersbächer 3DL) noch einmal vorgenommen und ihr Leben einzuhauchen versucht. Habe den Kurzschluß gefunden, muß aber einen Thermoschalter ersetzen. Danach wird sie hoffentlich wieder funktionieren und mir in den kalten Breiten ein wenig Wärme spenden. Es ist übrigens ein Schalt- und Verlegungsplan an Bord, die aber nur die Standardverlegung enthalten. Alle optionalen Geräte, wie Heizung, Kühlschrank, Watermaker sind nicht bzw. nur rudimentär eingezeichnet. So darf ich die Leitungen ausmessen und muß dabei manchmal das halbe Schiff innen demontieren. Bei Neukauf eines Bootes sollte auf komplette Pläne geachtet werden.
1. Dezember 2006 Habe noch ein paar meiner Pfirsichbüchsen, die ich mit großer Liebe als Dessert bzw. Belohnung für gute Taten genieße, und an ein sehr unangenehmes, trauriges Ereignis erinnert.
1948, ich war noch ein kleiner, hungriger Bub, stahl ich die einzige Büchse Pfirsiche, die, mit einem Carepaket aus den USA geschickt worden war, und verschlang sie mit meinem kleinen Bruder. Der Diebstahl war schnell entdeckt. Mutter fiel weinend und schimpfend tiefe Trauer. Sollte diese Büchse doch zur Begrüßung für meinen vermißten Vater aufgehoben werden. Erst 1952 erfuhren wir, besonders für meine Mutter nach 7 Jahren endlosen, hoffnungvollen Wartens, vom Tod meines Vaters. Er war in den letzten Kriegstagen in Uelzen bei einem angegriffenen Truppentransport umgekommen. So genieße ich jede Büchse Pfirsiche im lieben Angedenken an meine Eltern. 
Seit Wochen allein, kein Mensch, kein Schiff, vielleicht Fische, die ich aber nicht sehe, nur selten Vögel sind um mich herum. Irgendwie finde ich da den Weg zu Gott, spreche mit ihm, bedanke mich und bitte um Schutz, manchmal um Anweisung an seine Angestellten Poseidon, Rasmus und Petrus, doch besseres Wetter zu machen. Doch gut ihn zu haben.
3. Dezember 2006
Noch 1260 NM nach Kapstadt
Der Westwind hielt nur kurz an. Nach einigen Tagen mit wenig Wind ist er jetzt wiedergekehrt, allerdings aus NW, gestern aus SE. Dadurch viel zu tun an Deck. Einreffen, Ausreffen, schiften, Spibaum raus und rein, dauernd bei Tag und Nacht trimmen. Ich habe mir den Wind hier unten gleichmäßiger und mehr aus West kommend vorgestellt. Aber dazu müßte ich wohl auf 40° S runter.
Nebenbei repariere und pflege ich die wichtigen Systeme an Bord. Heute war der ST3000 Autopilot dran. Der Motor lief schwer, war total versalzen, die Scheerstifte abgerissen. Jetzt, nach Reinigung und mit genügend Fett läuft er wieder brav, Gott sei Dank.
Wurde heute mittag beim Abgießen des kochenden Spaghettiwassers durch einen Welle von der Küche in Richtung Naviecke geschleudert. Beide Hände am Topf konnte ich im Flug gerade noch abwenden von dem heißen Wasser verbrüht zu werden. Die Hälfte der Spaghetti entlud sich in den Salon (konnten aber noch gegessen werden). Auch beim Kochen gilt zu jeder Sekunde: “Eine Hand fürs Schiff, die andere fürs Leben”.
6. Dezember 2006  ( S 33° 52’ E 000° 22,8’ SO12-15 KN )  
Der Südatlantik zeigt sein wahres Gesicht. War das der schlimmste Tag? In Perth werde ich es wissen. Es bläst aus allen Rohren mit 10-11 Windstärken und gigantischen Wellenbergen.. Habe das Großsegel geborgen und pflüge mit nur auf Taschentuchgröße gereffter Fock  dem Ziel entgegen. White Witch mag das. Ist wohl eine Depression der Wind aus SE folgen wird. Mal sehen, was kommt.
4 Stunden später ist der Spuk vorbei. Der Wind flaut nachts ab und dreht, ich muß an Deck, das Groß wieder setzen, die Fock ausreffen. alles bei Nieselregen. Schon durchnäßt, bevor ich an Deck bin. Um 0300 Uhr morgens dreht der Wind wieder auf SO um. Raus, Spibaum wegnehmen, schiften neu trimmen, wieder pitschnaß. Am Tag vorher hatte ich mir meinen jährlichen, lähmenden Hexenschuß zugelegt. Kann nur auf allen “Vieren” kriechen, mir die Schuhe nicht zubinden, alles tut weh. Hilft Not und Arbeit den Schmerz zu überwinden, die eigenen Grenzen zu überschreiten? Muß an unsere Mütter und Väter im Krieg denken. Habe ordentlich Tabletten (mein Wundermittel Rantudil Forte, ähnlich Voltaren) eingefahren, mich warm eigepackt und lecke auf meiner “Terasse” liegend die Wunden. White Witch zieht brav ihre Bahn mit schönen Etmalen. Habe übrigens heute den Nullmeridian überschritten und schreibe jetzt Ost.
 8. Dezember 2006 Heute bin ich nach 20 Tagen mal wieder einem Schiff begegnet. Jetzt, 600 NM vor Kapstadt und dem “Kap der guten Hoffnung”, wird der Schiffsverkehr zunehmen. Es ist mehr Aufmerksamkeit angesagt, insbesondere nach dem Schock vor einigen Tagen. Eine Latte hat sich verselbständigt. Muß das Großsegel herunternehmen, eine neue Latte einführen, die zerrissene Lattentasche nähen, und das Groß wieder setzen. Alles immer eine Riesenarbeit an Deck bei ständig schaukelndem Schiff und meiner temporären Unbeweglichkeit. Zum Glück steht der Wind gut durch, White Witch braucht keine Manöver. Müßte mich mal wieder waschen, traue mich aber nicht an Deck zu duschen. Also nur kurze Trockenwäsche. Gerade sehe ich ein Schiff hinter mir am Horizont auftauchen. Zunächst nur als kleinen weißen Fleck, der aber schnell größer wird und sich als 150 langes Cargoschiff herausstellt. Ich funke mit dem Steuermann, um die Kurse abzustimmen. Er sieht mich und wird seinen Kurs geringfügig ändern. Als er White Witch passiert mache ich ein paar Aufnahmen. Trotz der 30m hohen Aufbauten ist das Schiff in den Wellentälern kaum zu sehen.
Gerade habe ich den ersten Albatros gesehen. Wie majestätisch er doch durch dir Luft schwebt, kein Flügelschlag über lange Distanzen. Mußte wieder das Großsegel nähen. Macht immer viel Arbeit. Beidrehen, Segel herunternehmen, in unangenehmer Lage bei schwankendem Schiff durch 3-5 Lagen Stoff nähen. Da bricht so manche Nadel durch. Letztlich hilft die viele Arbeit White Witch flott zu halten. Die Lebensmittel neigen sich dem Ende zu. Alles wohlschmeckende ist alle, jetzt geht es an die “Normalkost”, die mir aber auch gut schmeckt. Dazu trinke ich 2 Liter Tee, 1 Büchse Bier und einen Sundowner täglich.
11. Dezember 2006   Noch 325 NM bis Kapstadt SO 15. Der Geburtstag meiner lieben Marianne. sie macht es sich heute schöne und genießt den Tag im Wellneßbad Wörishofen. Das sei ihr von Herzen gegönnt. Ich wäre gerne dabei.
Der Wind ist mit 15 Kn aus SO gut. Ich kann Kapstadt nicht anliegen, denn es steht eine 1-2 KN Strömung aus S, die mich nach N versetzt. Hoffe in den letzten Tagen die richtige Winddrehung auf SW zu bekommen. Bereite mich langsam auf den Landfall im Royal Cape Yacht Club vor. Gastlandflagge und TO Stander setzen. Papiere klaren, Funkfrequenz für Port Control (Ch 14) und Yachtclub heraussuchen, Leinen und Fender können noch warten.
12. Dezember 2006 Noch 230 NM to go. Der Wind dreht doch tatsächlich, wie auch in den Gribfiles angekündigt auf SW. Ich fahre Kurs 110° und kann damit Kapstadt 100° trotz des Nach W setzenden Konterstroms, der bis 100 NM vor Kapstadt steht, südlich anliegen um dort die Nord setzende Strömung auszunutzen. Die Tatsachen stimmen auch mit den Pilotcharts überein, die ich immer wieder Zurate ziehe. Jetzt heißt aufpassen und den Törn konzentriert zuende bringen. Habe gerade von SVB die Auftragsbestätigung für die Ersatzteile bekommen, die direkt nach Hause in Deutschland geschickt werden. Ich kann sie dann mit nach Kapstadt nehmen. Joachim hat dankenswerterweise auch den Thermoschalter für die Heizung besorgt und auf den Weg gebracht.
13. Dezember 2006   Noch 132 NM to go . Der Wind ist zunächst gut, ich komme mit Wind aus SSE gut voran und denke am 14. Dezember mittags anzukommen. Heute fiel der Kühlkompressor aus. Ihm fehlt wohl Gas. Dann plötzlich kein Wind mehr. Ist das schon der Landeinfluß? Kann eigentlich noch nicht sein. Ich fahre mit Dieselwind, habe aber nur noch für ca. 30 Stunden Diesel. Die Tankanzeige steht auf Reserve. Es ist wie beim Auto. Mann weiß dann nicht so genau, wie Weit man noch kommt. Und 10 Stunden Motorfahrt muß ich für die Anlandung einkalkulieren. Nach 2 Stunden geht die Rallye mit einem guten SW weiter. Der trägt mich bei Musik von Anne Sophie Mutter hoffentlich bis ins Ziel. Habe ausgebaumt und White Witch legt sich mit 7 KN ins Zeug, um am nächsten Tag anzukommen. Herrliches Segeln zum Törnabschluß.
14. Dezember 2006   Es ist stockfinster, ich sehe die Hand vor Augen nicht, spüre aber Bootsverkehr um mich herum. Habe die Pos. Lichter und das Radar angeschaltet und sehe Objekte in 3-4 Meilen entfernt. Offensichtlich Fischerboote, denn sie bewegen sich nicht. Ab und zu ein beleuchtetes Schiff, an Schlaf ist nicht zu denken.  Sitze / Liege im Cockpit und starre in die Finsternis. Hurra, Land in Sicht. Um 1030 Uhr sehe ich Lyons Hill. Es ist fast geschafft. Um 1500 laufe ich im Royal Cape Yacht Club nach 67 Segeltagen und ca. 6500 NM ein, werde nett empfangen (hatte mich auch rechtzeitig angemeldet), ging gleich tanken und bekam den gleichen Liegeplatz wie im Frühjahr. Den Flieger hätte ich am 14. Dezember nicht mehr erreicht, aber ich hatte ja auf den 21. Dezember umgebucht.
Fazit dieses Törns: Das war Segeln in Grenzbereichen. White Witch hat sich in allen Situationen als stabile Hochseeyacht erwiesen.  Ich selber musste nahe an meine persönlichen psychischen und physischen Grenzen gehen. Das war für mich ein interessantes Erlebnis, welches ich nicht jeden Tag haben muß.
14. Dez- 20. Januar 2007    Zwischen Weihnachten und Neujahr war ich in Deutschland, verlebte dort schöne, geruhsame Tage und bereitete mich auf den “ultimativen” Törn Kapstadt- Fremantle/Aus vor. Am 3. Januar ging es zurück und einige Arbeiten warteten. Schiff säubern, polieren, Unterwasserschiff und Schraube reinigen, Anker und Kette galvanisieren, Kühlkompressor in Ordnung bringen (der Verdampfer war defekt), 3 Farbentoplaterne neu anbringen, das Rigg durchsehen, bunkern u.v. mehr. Mit meinem Sohn Christian und seiner lieben Frau Amelie durfte ich ein paar schöne Tage genießen, Picknik im Weingut Boschendahl,
Besuch einer Straußenfarm, den Strand bei Komitje und Mama Africa in Kapstadt mit guten Freunden Jürgen, Silke und Wolfgang Golf spielen, essen, trinken und segeln. Wie immer fällt der Abschied schwer. Insbesondere Südafrika und Kapstadt gefallen mir sehr gut. Werde sicher wiederkommen.


Von Kapstadt nach Fremantle /Australien
21. oder 22. Januar 2007 
Es geht weiter nach Fremantle in Australien, der Hafenstadt von Perth.
Ich fahre zunächst nach Südost, um schnellstmöglich Westwind zu bekommen und werde dann im Bereich des 40zigsten Breitengrades segeln, nördlich die Kerguelen querab lassen und nach 40-60 Tagen am Ziel sein. Es wird der härteste und kälteste Abschnitt meiner Zeit mit White Witch, aber das habe ich ja vorher gewußt. Drückt mir bitte die Daumen, damit alles gut geht und laßt ab und zu von euch hören.

Wer bis hierher mitgesegelt ist möchte vielleicht ein paar Videoclipps sehen?

Wenn Ja, dann hier anklicken    Videos Am Limit

Segeln in Grenzbereichen
Trinidad – Fremantle Perth /Australien
2.Teil  Von Kapstadt durch die “Roaring Forties” nach Fremantle
          
14. Dez- 20. Januar 2007    Zwischen Weihnachten und Neujahr war ich in Deutschland, verlebte dort schöne, geruhsame Tage und bereitete mich auf den “ultimativen” Törn Kapstadt- Fremantle/Aus vor. Am 3. Januar ging es zurück nach Kapstadt. einige vorbereitende Arbeiten warteten.
Schiff säubern, polieren, Unterwasserschiff und Schraube reinigen, Anker und Kette galvanisieren, Kühlkompressor in Ordnung bringen (der Verdampfer war defekt), 3 Farbentoplaterne neu anbringen, das Rigg durchsehen, bunkern u.v. mehr. Mit meinem Sohn Christian und seiner lieben Frau Amelie durfte ich ein paar schöne Tage genießen mit Picknick im Weingut Boschendal, Besuch einer Straußenfarm, dem Strand bei Komitje und der Bar Mama Africa. In Kapstadt war ich mit guten Freunden Jürgen, Silke und Wolfgang Golf spielen, essen und trinken. Wir segelten gemeinsam “Rund Robben Island”, ich war zum Sundowner bei Klaus und Barbara in Landadno eingeladen. Wie immer fällt der Abschied schwer. Südafrika und besonders Kapstadt gefallen mir sehr gut. Werde sicher wiederkommen.
 
Von Kapstadt nach Fremantle /Australien
Am 22. Januar ging es dann weiter nach Fremantle in Australien, der Hafenstadt von Perth. 
Bild Kapstadt - Fremantle.jpg “ Törnplanung 5000 NM Kapstadt - Fremantle”
Ich fahre zunächst nach Süden, um schnellstmöglich Westwind zu bekommen und werde dann im Bereich des 40 zigsten Breitengrades segeln,  die Inseln Crozet und die Kerguelen nördlich querab lassen und hoffe, nach 40-60 Tagen am Ziel zu sein. Es wird der härteste und kälteste Abschnitt meiner Zeit mit White Witch, aber das habe ich ja vorher gewußt.
22. Januar 2007 Abschied von Kapstadt. Es fällt mir jedes Mal schwerer mich loszureißen. Jürgen und Silke verabschieden mich. Auch Gerrit, der einige Arbeiten am Schiff gemacht hat, kommt dazu. „Wir wollen Freunde bleiben“ sagt er. „Du kannst jederzeit mit mir segeln, wenn du in Kapstadt bist“.
 Silke hatte wieder liebevoll 20 Buletten vorbereitet. Die helfen über die ersten 4-5 Tage.
„Laß uns doch noch schnell eine Runde Golfen“, meinte Jürgen. Aber dazu war es dann doch zu spät. Danke euch beiden. Ihr seit wirklich gute Freunde. Mann muß losziehen, wenn es soweit ist.

 


23. - 25. Januar 2007
  Flaute am „Kap der Stürme“. Das gibt es doch nicht. Den ganzen Tag bis in die  tiefe Nacht hinein keine Puseratze Wind. Das Meer ist spiegelglatt und wunderbar blau. Mit den Wölbungen der auf und abgehenden Dünung erscheint es mir wie eine nackte erregte Frau (darf man solche Gedanken haben?) . Nebenher versuche ich den „Scheiß’“ Watermaker wieder in Gang zu setzen. Es ist ein dauerhafter Ärger mit diesem Ding. Am besten wäre es, ihn einfach rauszuschmeißen.

26. Januar 2007 Endlich wieder Wind. Heute Nacht setzte um 0300 der erwartete Wind aus SW langsam ein. Ich konnte sofort auf Kurs 130° gehen. White Witch gleitet bei jetzt 15KN raumem Wind ungewohnt dahin. Diese Erfahrung des leichten Segelns habe ich zuletzt auf dem Törn von Kapstadt nach Trinidad gehabt. Muß mich erst wieder daran gewöhnen. Fällt mir aber leicht.
Das Kap Agulhas liegt 200 NM nördlich von White Witch. Wir haben demnach die Kapregion noch lange nicht passiert.  Hoffentlich erwarten uns da nicht noch Überraschungen, die durch die unterschiedlichen Wassertemperaturen und Salzgehalte des Atlantik und Indischen Ozeans entstehen können. Habe von gewaltigen Strudeln und Strömungen gehört und gehörigen Respekt davor. Auch deshalb sofort möglichst weit nach Süden gefahren, um dem auszuweichen und die Agulhas Bank zu umfahren.
27. Januar 2007 Kap Agulhas querab. Gestern Nachmittag und Nacht das erste große Tief  mit gewaltigen Winden aus SE und hohen Wellen erlebt. Habe 2 Reffs in Groß und Fock eingebunden. So konnten wir es gut überstehen. Heute strahlender Himmel und nach NE drehender Wind. Kommt uns auf dem Weg nach Süden zurecht. Habe jetzt in 200 NM Entfernung das Kap Agulhas querab, verlasse also langsam die Kapregion. Bin in den letzten Stunden durch das Gebiet gefahren, wo sich Atlantik und Indic mischen und das war nicht so fein. Wirres 2-3 m hohes  Gewell, kochendes Wasser und Strömungen in verschiedenen Richtungen. Aber da muß man durch und indes habe ich es wohl auch hinter mich gebracht. Wind dreht jetzt auf ENE und dann weiter auf West, hoffe ich.
28. Januar 2007 Vorsichtshalber hatte ich für die Nacht 2 Reffs eingebunden und dann ging es heute morgen gegen 0400 auch richtig zur Sache. Wir fahren mit halbem Wind und die 35 KN und unangenehm kurze aber hohe Welle schütteln uns ordentlich durch. Wir nähern uns dem 40zigsten Breitengrad und da ist so ein Wetter ja üblich. Hoffentlich nicht andauernd. Wie so oft fallen Geräte ganz plötzlich aus. So auch heute. Mit einem Mal ein Piepen und Zirpen, ich dachte schon mein Tinitus verändert seine Melodie. Nein, zack waren das Speed- und Tiefenlog mit einem Schlag tot. Alle Heilungsversuche schlugen fehl . Die Geräte haben Strom zeigen aber wirre Werte an. Muß morgen weiter probieren.  
29. Januar 2007  Der Wind hat auf Süd gedreht, natürlich wieder nachts um 0300. Muß raus, Spibaum reinholen, Segel und Kurs neu trimmen, danach ging es wieder. Von Süden her wird es merklich kälter. Zum Glück liegt die Eisberggrenze weit im Süden. (obwohl im südlichen Winter in dieser Breite Eisberge sein können)Mein Ziel war, auf den
40zigsten Breitengrad in der ersten Woche zu segeln. Schöne Etmale  von 140NM, 145NM ist White Witch gefahren. Dabei hilft die Südpolarmeerströmung, mit 1-2 Kn O setzend, sicher auch mit.
30. Januar 2007  Habe gerade meinen Handwärmofen, den mir mein Freund Thomas mitgab in Gang gesetzt. Es hier bitter kalt ist. Werde ihn in die Gegend meiner empfindlichen Blase legen, da kann er gutes tun.
Bin jetzt in den "Roaring Forties" auf S 40° 36' E 027°10' , hatte heute nacht wieder ganz schön heftige Stürme mit bis zu 40 KN Wind und 4m hoher See abzuwettern. Kam mir wie in einer Waschmaschine vor. So ein Unwetter dauert zum Glück nicht immer sehr lange. Nach 2-3 stunden normalisiert es sich wieder. Nur immer nachts? Wollen die Götter mich ärgern? Die ersten Albatrosse lassen sich blicken. Sie kommen ganz dicht ans Schiff, um dann gelangweilt ohne jeden Flügelschlag abzudrehen. Haben Flügelspannweiten von bis zu 3,5m. Erstaunliches Schauspiel. Ernähren sich auch von Schiffsabfällen. Aber was ich

ihnen hinwerfe wollen sie nicht immer. Muß raus um das Großsegel zu nähen. Es ist sehr alt und fällt zunehmend auseinander. Habe aber noch 3 x Ersatz.
Habe jetzt mal meine Wach- und Ruhephasen aufgezeichnet, d.h. wann und wie lange ich in 24 Stunden wach bin bzw. schlafe / ruhe. Erstaunlich, es anzusehen, auch für mich. 9 Stunden Ruhezeit, d.h. im günstigsten Fall Schlafzeit, stehen 15 Stunden Wachzeit gegenüber. Die prozentualen Anteile entsprechen etwa denen an Land, nur ist die Stückelung eine völlig andere. Dabei gönne ich mir hier im Südmeer, wo nun wirklich kein Schiffsverkehr herrscht, schon manch längere Ruhephase. Aber meist weckt die innere Uhr mich zum Rapport. Beim Aufräumen habe ich, 7 Jahre von ihrer Existenz nicht ahnend, zwei Planen gefunden und montiert, die man in Höhe des Cockpits an die Reling anschlagen kann zum Schutz gegen die seitlich einsteigenden Wellen. Wollte schon welche von Hand nähen, da ich sie hier sehr gut brauchen kann.

1. Februar 2007 In den letzten 2 Tagen hatten wir sehr schönes, trockenes Wetter. Ich machte mal wieder klar Schiff, wusch mich und einige Wäsche und faulenzte lesend bei warmem Sonnenschein. White Witch fuhr mit raumem Wind ordentliche Etmale von 121 und 107 NM. Doch kündigte sich im Wetterbericht und Barometer ein Tief an. Der Wind nahm stetig zu, der Luftdruck fiel innerhalb von Stunden um 7 Hpc an. Heute Nacht und en ganzen Tag hat es dann schwer gehackt. Brüllender, nein kreischender Sturm aus NW, naß, kalt, an Schlaf nicht zu denken bei dem Radau und Getöse der Wellen an das Schiff. Ich hatte alles präpariert, 3 Reffs im Großsegel, 4 Reffs in der Fock als es , wie immer, nachts mit bis zu 45 Knoten Sturm los ging. Zum Glück konnte ich mit raumem Wind absegeln. So war es noch faßt ein Vergnügen. Im Moment hat es noch 30-35 Knoten Wind, ist aber easy segeln. Entsprechend das Etmal von 145 NM. Die ersten 1000 NM sind geschafft. White Witch benahm sich wieder vorbildlich, als möge sie diese Konditionen. Muß doch mal wieder die Hallberg Rassys loben. Die Schiffe, insbesondere die HR352, sind wirklich hochseetüchtig.
2. Februar 2007   Position S43° 14’ E035°12.7’ Noch 3760 NM to Go. Das Tief zog innerhalb von Stunden ab, der Wind drehte auf S, es wurde sehr kalt aber ruhiger. Heute Nacht 0200 dann wieder nochmalige Winddrehung auf NW. Shiften , Baum raus, neuer Segeltrimm und weiter ging es mit dem Aufholen verlorenen Schlafes. Jetzt ist es  sonnig, 10KN Wind aus NW , aber weiterhin kalt. Im Salon 10° , draußen 5°. Läßt sich gerade noch aushalten. Aber weiter nach S möchte ich, wenn es sich vermeiden läßt, nicht gehen.
4. Februar 2007 In den letzten Tagen war es kalt, hatte wenig Wind, die Sonne kam nur ganz selten hervor und es regnete leise. Kein Cockpit –Wetter. Habe aber auch Spaß, den ganzen Tag im Salon zu sein, an der Homepage oder meinen Bildern und Filmen zu arbeiten und Lesen oder schlafen zu können. Hatte gestern vorsorglich Spaghetti gekocht, die immer für 4 Tage reichen, denn ich sah im Wetterbericht das nächste Tief kommen. Oh, oh, zu den Spaghetti hatte ich mir Rotwein gegönnt, aber offensichtlich zu viele Gläser. Ich war richtig
betrunken und schlief 2 Std. durch. Hätte sowieso nicht an Deck arbeiten können.

 Aber erst heute Morgen zog der Wind etwas an. Beim Reffen des Großsegels verhakte sich das Vorliek an einer Maststufe oberhalb der Saling, die ich dummerweise wegen der Toplaterne nicht beigeklappt hatte. Also durfte ich bei 17 KN, entsprechender Welle und Nieselregen aufsteigen, um das Dilemma zu beseitigen. Das sind solche selbstverursachten Gefahren, in die man sich schnell durch eine kleine Unachtsamkeit hineinmanövrieren kann. Immer wieder ärgerlich.
Das Emailsystem Sailmail, welches mit dem Modem SCS PTCII über Kurzwelle arbeitet funktioniert wunderbar. Selbst in dieser unwirtlichen Gegend kann ich bis jetzt immer meine Emails senden bzw. empfangen. In den letzten 24 Std. hatte ich allerdings keine Funkverbindung. Da kommt dann immer gleich Unsicherheit auf. Stimmt was am SSB Radio oder der Antenne nicht? Meistens, wie jetzt, kommt dann irgendwann doch eine brauchbare Verbindung zustande und ich bin wieder happy.

6. Februar 2007  S44° 42’ E 045° 22’ Noch 3300NM to Go . Gestern sonnig, aber der Wind setzte von NW erst abends ein, steht aber bis jetzt mit 10- 20 KN durch. Es ist heute sehr neblig, offensichtlich ist das Meer wärmer als die Luft. Im Salon waren zuletzt 10°, Grund genug sich die Heizung noch einmal vorzunehmen. Ich baute das System (Ebersbächer D3L) aus, zerlegte es und wechselte den Überhitzungsschalter aus. Jetzt läuft sie wieder und spendet gute Wärme im Salon. Ganz glücklich bin ich mit meiner Fleecethermowäsche. Die 4-5 Schichten halten wirklich schön warm. Habe zur Not noch meinen Skianzug und einen wattierten Alaskaparka mit, den ich auch sehr gerne trage. So kann es noch ein wenig kälter werden, aber bitte nicht unter 0°. 
7. Februar 2007 Weiterhin dichter Nebel. Das war in der Nacht schon gruselig. Habe nachts immer das  Blitzlicht eingeschaltet, obwohl hier mit aller Wahrscheinlichkeit kein anderes Schiff fährt. Aber wer weiß?! Die Heizung ist eine wahre Wohltat. Ist auch genau der richtige Zeitpunkt, denn in den nächsten Tagen fährt White Witch bis auf 46°S und da ist es noch mal etwas kälter. Joe hat jetzt im Fremantle Yacht Club einen Liegeplatz reservieren lassen. Das beruhigt mich auch, obwohl noch mindestens ein Monat bis zum Anlanden dahingeht. Schätze meine Ankunftszeit (ETA) auf den 10. März.
Gegen Abend hat der Wind auf S gedreht und schiebt White Witch mit 15-20KN in Richtung Crozet Island. Es wird sofort Eiskalt. Aber durch die noch glatte See fahren wir gleich mit 6-7 Kn dahin. Habe vom „Cuba Libre“ Sundowner einen Schwips. Merke das beim Schreiben. Jetzt mache ich mir Eierkuchen mit Apfelmus, Marmelade oder Zucker. 6 Stück heute abend, 4 Stück hebe ich mir auf für Morgen als Dessert.
8. - 9. Februar 2007   Position S 45°  E050° 30’  Nebel, Nebel, Nebel seit 3 Tagen. Hätte mit dem Sextanten gar keine Standlinie schießen können. Zum Glück gibt es heute GPS. Da ist  leicht zusehen, das ich die Crozet Inseln querab habe. Wilfried Erdmann ist vor vielen Jahren auch hier vorbeigekommen und hatte Funkkontakt mit dem dortigen Ranger. Hatte auch Phasen mit wenig Wind auf der Strecke zum Kap Leuwin. 
Gute Gelegenheit bei ruhiger Schleichfahrt das Schiff aufzuräumen, alles unnötige wegzuwerfen, sauber zu machen. Habe dann in Fremantle nicht mehr so viel Arbeit vor der Übergabe an Joe und es hilft auch über den Flautenfrust hinweg. Moutessier schrieb in dieser Gegend „ Ich hasse Sturm, aber Flaute unterhöhlt die Moral“ . Heute buk ich nach langer Zeit mal wieder ein Brot und genoß die erste noch warme Scheibe dick mit Butter belegt. Bin mit wenig zufrieden, oder?
11. Februar 2007 Gestern erfuhr ich, das mein Freund Wulf Oetken ehem. SY Phini II Anfang Februar nach kurzem aber schwerem Krebsleiden, gerade mal 58 Jahre alt, gestorben ist. Zum Glück hatte er sich noch die paar Jahre der Weltumsegelung gegönnt. Ich bin sehr traurig, war er für mich doch ein netter Kerl, zuverlässig, immer fröhlich und gewinnend. Schade. Es trifft  immer die Falschen.
Hier ist nichts los. Null bis kein Wind aus Osten.. Schaffe immer gerade so meine 100 NM Etmale, aber das habe ich mir doch ganz anders vorgestellt und mich auf schlimmstes Wetter vorbereitet. Vor allem dreht der Wind mit den durchziehenden Hochs und Tiefs ständig. Mehrmals am Tag gilt es den Bug oder die Segelstellung zu wechseln, immer nur für Stunden. Da kommen wehmütige Gedanken an die konstanten Passatwinde auf. Na ja, ich nehme es wie es kommt, auch beten hilft nicht, denn wie heißt es doch so treffend: „ In den 30igern gibt es kein Gesetz, aber in den 40igern gibt es auch keinen Gott mehr“.

13-14. Februar. Pos S 46°13’ E 064° 56’ 200 NM vor den Kerguelen. Kaum hatte ich das mit dem wenigen Wind geschrieben rauschte das Barometer von 1018 auf 1009 Hpc in den Keller. Ich sah auch im Wetterbericht ein Tief nahen und bereite White Witch vor. 3 Reffs in das Großsegel und die Fock, aufräumen im Salon, Wäsche weglegen, denn eigentlich hatte ich Waschtag. Der Wind drehte auf NO und nahm schnell auf 25 KN zu. Abends ging dann richtig die Post ab, der Wind nahm auf bis zu 43 KN zu und drehte noch mehr nach Ost. Ich mußte hoch am Wind fahren, konnte meinen Kurs von 100° trotzdem nicht halten und fuhr gerade auf die Kerguelen zu. Der Lärm war unbeschreiblich, an Schlaf nicht zu denken. White Witch wurde beängstigend hin- und hergeschleudert. Es fühlte und hörte sich an, als ob jemand mit der Axt auf sie einschlägt. Indes war das Barometer in 15 Stunden um 20 auf 996 Hpc, gefallen. Jeder Segler weiß, was das bedeutet.
Der Wind drehte morgens zurück auf NO, was ich bei dem rechtsdrehenden Tief überhaupt nicht verstanden habe, wir konnten abfallen und das Großsegel wegnehmen. Nur mit der auf die Größe eines Taschentuches gerefften Fock fuhren wir dennoch Rumpfgeschwindigkeit. Jetzt bei Tage sah ich das ganze, unheimliche Ausmaß dieses Wetters - die wahren „Roaring Forties“ zeigten ihr Gesicht.

Gigantische 4-6m hohe Wellenberge (lt. Wetterbericht bis zu 7m) schoben sich unter White Witch durch, oft leckten die überschäumenden Kämme an Heck des Schiffes, stiegen mit einigen hundert Litern ins Cockpit. Ich mochte gar nicht hinsehen. Meine physischen und psychischen Grenzen hatte ich mal wieder dicht vor Augen.
Mit dem Backstagwind versuchte ich White Witch schräg zu den Wellen laufen zu lassen, um ja nicht dwars oder kopfüber gelegt zu werden. Die Windsteueranlage hält das Schiff wunderbar auf Kurs. 
16. Februar 2007  Position S 46° 55’ E 069° 25’ .Heute Nacht fiel das Baro wieder von um 15 Pkte auf 999 Hpc, der Wind dreht auf N und gewinnt schnell an Kraft. Gehe nachts um 0200 raus und kürze das Großsegel aufs 3. Reff, ändere den Kurs. Dauert alles nicht so lange. Umziehen, anleinen, an Deck, Reffen, Segel festbinden, zurück ins Cockpit, Segel wieder dicht nehmen, Kurs einstellen, wieder umziehen und fertig. Versuche immer alle Bewegungen, Handgriffe und Schritte in gleicher Form, wie hundertfach eingeübt, auszuführen. Ziehe Ölzeug und Schuhe auch immer im Niedergang aus und lasse sie in der Backskiste bzw im Durchgang zur Eignerkoje, die ich während der langen Törns nie benutze. Dadurch konnte ich den Salon bis jetzt trocken halten. Sicherheit und Effizienz haben höchste Priorität. Stelle bei mir auch eine gehörige Portion Masochismus fest, denn ich mag diese nächtlichen Ausflüge. Es stellt sich bei stockdunkler, eiskalter, regnerischer Nacht eine starke Zufriedenheit ein, wenn das Manöver vollbracht ist und ich wieder in der „warmen“ Koje liegen darf. Am Morgen sind die Kerguelen Inseln querab, kann sie aber wegen Nebel nicht sehen. Schade, aber bei dem 200 NM Abstand ist selbst der 1000m  hohe Gletscher „Cook Glacier“ nicht zu sehen. White Witch fährt jetzt mit Backstagwind 3 fach gerefft ganz angenehm dahin. Habe noch 2300 NM bis Fremantle und fahre ab jetzt bergab um das Südpolarmeer so schnell wie möglich zu verlassen. Nimmt man die 9850 NM von Trinidad bis Freemantle, so habe ich jetzt 7750 NM = 77% hinter mir. Klingt doch ganz gut, oder? Rechne noch mit  22 Tagen. ETA so ungefähr 10. März. Leider sind alle 3 Geräte  Speed-,  Wind- und Tiefenlog endgültig ausgefallen. Muß höhere Gewalt gewesen sein, denn alle 3 auf einmal?  Sie hingen allerdings alle am selben Stromkreis. Der ist aber in Ordnung. Na, da wird sich Joe nicht gerade freuen. Ach so, ich hätte es fast vergessen. Heute morgen hatte ich die Kerguelen Islds querab und Bergfest. Gönne mir eine Tafel Schokolade.
17. Februar 2007 Feuer an Bord, Feuer an Bord. Nein, so schlimm war es nicht, aber ähnlich groß die Aufregung. Der Getriebe- / Gashebel ließ sich nicht mehr auf das Getriebe umstellen.  
Was war defekt? Das Getriebe oder das Gas-/Schaltsystem? Ich setzte erst einmal alles gehörig unter Öl und WD40. Keine Änderung. Dann dachte ich mir schon ein Ersatzsystem aus. Wie ich das zu installieren beginne, stelle ich fest, das die Welle sich im Leerlauf gar nicht mit dreht. Hmm, kann ja nur heißen, das ein Gang eingeschaltet ist und sich irgend etwas verklemmt hat. Auf der Toilette überlegte ich erst einmal in Ruhe. Dann wußte ich plötzlich , woran es lag, entfernte das Schaltgestänge vom Getriebe und konnte dadurch die Verklemmung lösen. Die Gänge ließen sich wieder schalten. Ich war geradezu euphorisch glücklich und genehmigte mit erst mal einen Schluck aus der „Pulle“ und eine Zigarette. So schnell bin ich zufrieden zu stellen.
Es bläst weiterhin aus allen Rohren von SW mit 35KN. Langsam gewöhne ich mich mit soviel Wind und Welle zu fahren. Man muß nur genügend wegreffen. Besondere Beachtung widme ich dem Barometer.  Zeigt es doch genau die Wettersituation bzw. kommende Änderungen an. Führe stündlich Buch.
Dann die nächste, erfreuliche, Überraschung. Walter SY Cinderella schrieb aus Opua er habe gestern 16. Feb 2007 seine Merilou geheiratet. Er schreibt „Die Auserwählte ist aus Vanuatu, und wir sind zugegeben nicht das ideale Paar. Es stimmt überhaupt nichts. Weder Hautfarbe noch Alter noch sonst etwas. Aber wir haben es nie geschafft uns zu trennen :-).
Und ich dachte schon Walti, der ewige Junggeselle, würde nie unter die Haube kommen. Herzlichen Glückwunsch Euch beiden und viel Glück zusammen.

20. Februar 2007  Pos S 44° 27’ E 079° 56’, 1840NM to Go.
Komme in den letzten Tagen mit guten  Etmalen auch meinem Zielkurs gut voran. Kann dabei jede Nacht in einem anderen Bett schlafen, denn mindesten ein Mal in 24 Stunden muß ich den Bug wechseln, wie immer Nachts. Heute Nacht um 0200 hatte ich eine brenzlige Situation. Der Wind drehte von NW auf NNW , der Spibaum mußte eingeholt und die Fock auf die Leeseite gebracht werden. An sich schnell gemacht, auch bei Nacht.  Nur diesmal    vertörnte sich die Fock um das Vorstag. Mußte beide Vorschoten kappen, um die Fock  wieder klar zu kriegen und auswehen zu lassen. Zum Glück gelang das auch und ich konnte sie einrollen und normal fieren und dicht holen.. Alles wegen einer Sekunde Unachtsamkeit in der ich die Furlingleine zu schnell lose gab. Und das Ganze bei stockdunkler Nacht und 25 Knoten, wenigstens achterlichem, Wind. Wie schnell kann dabei die Fock verloren gehen, wenn man sie freischneiden muß.  Sehe nachts das „Kreuz des Südens“ direkt über mir.

22. Februar 2007 1 Monat unterwegs.
Seit 2 Tagen sonnig und wärmer. Schon nachts stellte ich einen langen Riß im Großsegel fest . Da ich den nicht selber nähen konnte, takelte ich das Ersatzgroßsegel auf. Danach konnte ich gestern endlich wieder einmal Wäsche waschen und duschen. Fühlte mich danach wie neugeboren. Dennoch ist Vorsicht angesagt, der Luftdruck ständig im Auge zu behalten. Er kündigt die Wetteränderungen am besten an. Manfred und Renate SY La Rossa , meine derzeitigen Wetter-/ Törnberater schrieben mit der letzten Wetterprognose
 „Die Tiefs veranstalten dort unten ja regelrechtes Wettrennen, ist ja nicht lustig!!“
Erstaunlich immer wieder die dadurch erzwungenen Bugwechsel der Segel. Meistens 2 mal am Tage und 2 mal während der Nacht. Da kommt keine Langeweile auf, bleibt aber immer noch Zeit öfter an die Liebe(n) zu denken. Gerade höre ich im Radio, Männer denken 975 mal pro Tag an Sex, Frauen 1 x in der Woche. Und ich dachte schon unnormal zu sein.
24. Februar 2007 Seit 3 Tagen wunderbares Segeln mit NW 15-25 KN. Ohne hohe Welle kann White Witch schnell auf dem Großkreis in Richtung Ziel schweben. Es ist zwar kühl und meistens neblig, aber ab und zu läßt die Sonne sich blicken. Hole mir jetzt schon mal die Wetterprognosen des Zielgebietes, denn an der Küste von SW Australien weht viel SO Wind, und ich will möglichst ohne zu kreuzen ankommen. Neue ETA ist 7.-9. März. Mal sehen, was mich noch alles erwartet. Habe noch zwei Bücher zu lesen, damit komme ich gerade hin bis Fremantle.
26. Februar 2007 Pos S 40° 40’ E 097°  SO 25KN, 1050NM to Go.   Letzte Grüße aus den „Forties“? Komme in den nächsten Tagen in die 30iger und hoffe auf wärmeres Wetter. Es ist aber Sturm angesagt.  Fahre immer auf dem Großkreis in Richtung Fremantle. Gehe jetzt weiter auf Ost Kurs und werde erst kurz vor dem Kap Leuwin nach Norden schwenken, um die SO Winde zu vermeiden, bzw. nicht kreuzen zu müssen. Mal sehen, ob ich die Strategie umsetzen kann. Hatte einige Tage sehr schlechte Funkverbindung. Jetzt bin ich im Bereich der Australischen Sailmail Funkstation „Firefly“ und es geht täglich besser. Die Etmale sind auch sehr ordentlich mit 146,  154, 126, 135 KN, so wie ich es auch aus den Passatregionen gewöhnt bin. Kann aber auch sein, das WW jetzt schneller ist, weil sie wegen Wasser und Diesel mindestens 350 Kg weniger wiegt. Vielleicht zieht das gewechselte Großsegel auch besser? Aber der Wind war in den letzten 10 Tagen auch viel stetiger, immer so 20-35 KN, da bekommt WW auch Lust zu schweben. Die gemütliche NW Wind Phase ist wohl beendet, denn heute morgen  hat der Wind  über SO auf  S gedreht. Schlagartig wird es kalt und naß.
Nachdem die rigorosen Strafen für zu spätes Anmelden bei Annäherung an Australien bekannt sind, habe ich AUS Customs per Email mein ETA 10. März 2007 angekündigt. Werde es  4 Tage vor Ankunft wiederholen. Bekam prompt höfliche Antwort mit den notwendigen Verhaltensregeln. Sie verlangen eine Meldung 96 Std. vor Ankunft, sonst drohen sie mit hohen Strafgeldern.
27. –28. Februar 2007 In der Wetterprognose wurde der Sturm schon angekündigt, der dann, wie immer nachts, um 0200 einsetzte. Der Windgenerator begann zu kreischen, ein sicheres Zeichen für viel Wind. Ich konnte noch das Großsegel bergen und die Fock auf 2qm einrollen, da ging es mit über 45 KN, also 9-10 Bft., richtig los. White Witch fuhr trotzdem noch ein 130 NM Etmal, unglaublich dieses Schiff.


Morgens beim Einbinden des Großsegels erwischte uns ein Riesenbrecher, der das ganze Schiff inkl. Skipper überflutete, alles war naß, mir ran das Salzwasser den Nacken herunter, das Cockpit war halb voll Wasser. Zum Glück war ich angeleint und hatte die Niedergangschotts eingesteckt. Die Tiefs ziehen mit einer Geschwindigkeit von 600-800 NM pro Tag von SW nach NO. Je nach Ausdehnung darf ich sie 1-3 Tage „genießen“. Auch am 28. Feb ist es weiterhin extrem rauh. Heute soll es noch weiterhin so stürmen. Die Wellen sind jetzt 5-6 m hoch. Ich habe Angst, sie von achtern in das Cockpit einsteigen zu sehen. Bin in der Nacht ein wenig mehr nach Norden gefahren, um dem Sturmzentrum zu entgehen und einen besseren Winkel zu den Wellen zu haben. Morgen soll es laut Wetterbericht besser werden. An Schlaf ist kaum zu denken, denn immer, wenn ich gerade eingenickt bin, dröhnt und poltert eine Welle über das Schiff. Mir tut alles weh und ich habe überall Muskelkater, weil ich ja, wach oder schlafend, ständig die Schiffsbewegungen auszugleichen versuche. Da lobe ich mir meinen 35 Minuten Powerschlaf. Segle weiterhin nur unter Fock, und hoffe, White Witch übersteht die letzten 800 Meilen schadlos. Die „Roaring Forties“ zeigen noch einmal ihr wahres Gesicht und mir, wo meine Grenzen sind. Extremes Segeln im Grenzbereich für Mensch und Material findet man hier unten zur Genüge.
1. März 2007  Pos S 37° 38’ E 104°   SW 25KN, 680 NM to Go. Brave, brave White Witch. 3 Tage wurde sie von den Stürmen schwer gebeutelt. Immer wieder brachen hohe Seen mit Höllenlärm und entluden Tonnen von Wasser  über Deck und in das Cockpit. Jedes mal hört es sich an, als würden Betonplatten gegen den Rumpf geschleudert. Für sensible Naturen ist das richtiger Psychoterror. Das nächste Tief rollt schon wieder aus NW heran und wird uns in 2-3 Tagen passieren. Dann reicht es uns aber auch.
3.-4. März 2007  S 10KN, 440 NM to Go. So langsam kommen wir dem Ziel entgegen. Das Wetter ist ruhiger und wärmer geworden. Vor allem, auch wie schon so oft beobachtet, kommt jetzt, dicht vor dem Ziel, der Wind von vorne. Halte deshalb SE vor. Meine Nervosität steigert sich auch merkbar. Möchte vor allem White Witch heil nach Fremantle bringen. Kann mich jetzt auch wieder länger im Cockpit aufhalten, essen, lesen , schlafen und werde in den nächsten Tagen das Bimini wieder auftakeln. Hier “Down Under” ist größtmöglicher Schutz vor dem Ozonloch gerade gut genug.

5.-7. März 2007 Sie will mich loslassen. Meine liebe White Witch hat einen Pakt mit demWetter geschlossen. Devise wenig Wind in den nächsten Tagen. Obwohl ich ankommen will genieße ich die Zeit in dem Wissen, das nach einer Flaute wind kommt. Der Wetterbericht zeigt auch ein Tief an.

8. März 2007 In Sturmfahrt nach Fremantle Pos S 32° E 114° 52’, 110 NM to Go. Das Meer ist spiegelglatt, es ist wahnsinnig heiß. Die Ruhe vor dem angekündigten Sturmtief? Das Baro saust runter. Morgens 0400 setzt der Wind aus S ein und steigert sich schnell auf 20, 25, 35 KN. Wunderbares Segeln. Schaffe ich es, im hellen anzukommen? White Witch rast die letzten Meilen mit 7-8 KN dahin und bringt mich tatsächlich pünktlich zum Sundowner in den Fremantle Sailing Club. Wir machen an der  “Customer Jetty” fest. Zwei Seglerinnen helfen mir und bringen zur Begrüßung Brot, Tomaten, ein frisches Lachsfilet und 2 Äpfel. Ich fange fast zu heulen an vor Dankbarkeit. Sie dürfen leider vor dem Einklarieren nicht an Bord kommen . Schicke während ich das Abendbrot vorbereite ein Email an Customs. Tatsächlich kommen sie und der Quarantäne Officer gegen 2300 an Bord. Schnell und freundlich ist der Papierkram erledigt. Die Q- Flagge kann eingeholt werden. White Witch darf jetzt die Australische Flagge führen. Joe kommt aus Trinidad angeflogen und übernimmt sein Schiff. Master Manfred heuert ab und ist traurig. Das war’s ?! White Witch ist zum Abschluß der 7 Jahre unter dem Stander der Trans Ocean Gemeinschaft noch einmal  11000 Meilen um die halbe Welt von Trinidad nach Fremantle/ Australien  gesegelt. Teilweise unter extremen, auch Angst machenden, meistens aber guten Bedingungen.

Es ist vielleicht nicht uninteressant zu sehen, welche Windverhältnisse White Witch auf
dem Törn Kapstadt-Fremantle in den 45 Tagen über 5000 NM im Südpolarmeer und in den „Roaring Forties“ angetroffen hat und welche Etmale sich daraus ergeben haben.
Die beiden nachfolgenden Stastistiken sollen einen Überblick geben.

Sechs schwere Stürme musste White Witch abwettern. Oft bei 5°C, dichtem Nebel und viel Regen. Ständige Segelwechsel, meistens bei Nacht, hielten den Skipper auf Trab. Spannend war’s, oft beängstigend. Wir sind froh, heil angekommen zu sein, das Schiff dem neuen Besitzer ohne Blessuren übergeben zu können.


Abschließende Beurteilung des Törns
Wollte man ein Fazit über diese Reise ziehen, so müssten mehrere Aspekte angesprochen werden, z.B.:
- Törnplanung und ihre Durchführung
   Mit der Wahl der Route und ihrer Durchführung bin ich zufrieden. Beim
   nächsten Mal würde ich früher dicht unter die Ostküste von Südamerika gehen, um der
   starken Gegenströmung auszuweichen. Die „Roaring Forties“ zeigten sich zunächst milde,
   in der zweite Hälfte aber mit aller Gewalt. Wir haben sie schadlos meistern können.
 - Zeitlicher Ablauf
   Zeitaufwand und Mühe beim Kreuzen hat mich, obwohl darum wissend, wieder
   überrascht. Aber an der Tatsache des doppelten Weges und der 3fachen Zeit kommt keiner 
   beim kreuzen vorbei. Die 2. Hälfte von Kapstadt nach Fremantle segelte White Witch trotz
   anfänglicher Schwachwindphasen schneller als erwartet.
- Schiff und Ausrüstung
   White Witch ist als Hallberg Rassy  Cruising Yacht vom Design, Struktur und Steifheit,
   sowie ihren Segeleigenschaften bestens für extreme Hochseetörns geeignet. Sie war
   entsprechend gut ausgerüstet und vorbereitet. Wir hatten keine lebensbedrohenden
   Probleme. Besonders nützlich hat sich die Heizung in den hohen Breiten erwiesen.
   Ich selber hatte genügend Fleecewäsche mit, die mich immer warm hielt.
- Versorgung
   Essen und Trinken hatte ich mit einigen Reserven gebunkert. Durch den Watermaker hatte
   ich auch keinen Wassermangel
- Skipper. Offensichtlich habe ich eine sehr robuste Natur und positive Einstellung zu allem,
   was auf mich zukommt. Ich segle mal gerne alleine, kann mich gut quälen und motivieren.
   Kenne aber auch kaum Situationen des Selbstmitleids. Ich konnte die physischen und
   psychischen Herausforderungen auch in schlimmsten Situationen (und davon gab es genug)
   ohne mentale Folgen auch langfristig, hoffe ich, gut überstehen.

Würde mich jemand fragen, ob ich diesen Törn im „Grenzbereich des Segelns“ wiederholen würde, könnte ich sinngemäß nur wie die Deutsche Paragliderin antworten, die in Australien durch einen Gewitteraufwind bis auf über 9000m hochgewirbelt wurde und nur durch ein Wunder überlebte. Sie sagte im Hospital, noch an ihren Erfrierungen kurierend:
                   „ Ich brenne darauf, wieder aufsteigen zu können“


Allen Freunden der White Witch möchte ich für die Begleitung in den letzten 7 Jahren von Herzen danken. Ich habe jede Minute dieser Zeit, die Länder, die Menschen die ich kennengelernt habe, die Freunde die wir gewonnen haben, genossen. Die Augen wurden mir geöffnet über das Leben in anderen Regionen, aber auch den Wohlstand in dem wir leben dürfen.
Was hat mir diese Reise gebracht? Ich glaube geduldiger und toleranter geworden zu sein und hoffe diese Eigenschaften neben all den positiven Erlebnissen bewahren zu können.

Der besondere Dank gilt meiner Marianne. Ohne Sie, Ihr positives Einverständnis, Ihre andauernde Hilfe in organisatorischen Fragen und anderen Vorbereitungen, sowie Ihre Begleitung während all der Jahre währe diese Reise nicht möglich gewesen. Danke mein Schatz.

Woll’n sehen, was die Zukunft bringt.

Euer Manfred

Hier noch einmal die Chance ein paar Videoclipps anzusehen    Videos Am Limit